Im Dezember erlaubte der Vatikan unter anderem die Segnung homosexueller Paare – und schränkte dies kurz darauf deutlich ein. Ein katholischer Priester sieht weiterhin viel Diskriminierung in seiner Kirche.
Der katholische Pfarrer und Queer-Aktivist Bernd Mönkebüscher kritisiert die vatikanische Erklärung zur Segnung homosexueller Paare. Das Dokument bestätige, “dass queere Menschen eine spezielle Sorte von Menschen sind”, sagte Mönkebüscher in einer neuen Ausgabe des Podcasts “Himmelklar” (Mittwoch). Sie dürften ihre Sexualität nicht ausleben, weil diese nur in der Ehe Platz habe. “Das ist übrigens auch eine Klatsche für alle heterosexuellen Paare, die Sexualität außerhalb der Ehe haben”, so der Hammer Pfarrer.
Dennoch sei die Erklärung “Fiducia supplicans” (Das flehende Vertrauen) weltkirchlich ein Schritt. Die Reaktionen darauf, beispielsweise die ablehnende Haltung einer Mehrheit der afrikanischen Bischöfe, zeige, “wie divers Weltkirche ist und dass es für die Weltkirche nicht überall die gleiche Praxis geben kann”. Auf Dauer könne die Kirche aber queeren Menschen eine sakramentale Ehe nicht verwehren.
Für Mönkebüscher ist die Haltung der Kirche zur Homosexualität “schräg”. Homosexualität werde zwar akzeptiert, das Ausleben aber als Todsünde gesehen. “Kann man das eigentlich voneinander trennen und was ist das für ein Menschenbild?”, so das Mitglied der Initiative #OutInChurch. Der Hinweis der Kritiker, dass nun Sünde gesegnet werden dürfe, weise darauf hin, dass die katholische Lehre geändert werden müsse. Moraltheologische, bibelwissenschaftliche und humanwissenschaftliche Erkenntnisse sprächen eindeutig dafür.
Dass homosexuelle Männer offiziell nicht zum Priester geweiht werden dürfen, empfindet Mönkebüscher als “Diskriminierung hoch zehn”. Dass sie keine korrekte Beziehung zu Männern und Frauen aufbauen könnten, sei eine unbegründete Aussage, “die einem den Atem verschlägt”.
Mönkebüscher hatte 2019 das Buch “Unverschämt katholisch sein” veröffentlicht und darin seine homosexuelle Orientierung bekanntgemacht. 2023 erschien von ihm der Titel “Es schmeckt nach mehr. In der Kirche ist für alle Platz!”. Er ist Mitinitiator von #OutInChurch, einer deutschen Initiative von rund 500 Mitarbeitern der katholischen Kirche, die sich unter anderem als lesbisch, schwul, bi, trans, inter, queer oder non-binär identifizieren.