Es ist sicher eines der geheimnisvollsten Rituale überhaupt – und in einer immer digitaleren Welt fast aus der Zeit gefallen. Doch vermutlich stößt die Wahl eines Papstes in einem Konklave gerade deshalb auf so viel Neugier, auch auf der Kinoleinwand.
Und wenn dann der entsprechende Film auch noch so gut gelungen ist wie Edward Bergers “Konklave” nach dem gleichnamigen Bestseller von Robert Harris, ist es kein Wunder, dass er für die Oscar-Verleihung in Hollywood in der Nacht zum Montag ganz hoch gehandelt wird. Dass gleichzeitig der echte Papst in einer römischen Klinik liegt und viele weltweit über Rücktritt, Tod und mögliche Nachfolger spekulieren, ist zwar purer Zufall, steigert das Interesse allerdings noch weiter.
Papst-Film “Konklave” – ein echter Thriller
“Es ist ein Konklave, kein Krieg”, mahnt Kardinal Thomas Lawrence (Ralph Fiennes) im Film seinen Freund und Kollegen Aldo Bellini (Stanley Tucci). Der widerspricht: “Es ist ein Krieg! Und du musst dich entscheiden, wo du stehst!” Schon dieser Dialog zeigt, dass Oscar-Gewinner Berger (“Im Westen nichts Neues”) einen echten Thriller gedreht hat. Es ist ein Kampf zwischen (erz-)konservativen und progressiven kirchlichen Kräften, der hier entbrennt; eine Fehde um Macht und Einfluss, geführt mit oft fragwürdigen Mitteln. Der Vatikan als Intrigantenstadl.
Dabei sind die Fronten keineswegs klar definiert. Allenfalls die Extreme lassen sich verorten. Und mittendrin: Kardinal Lawrence, der das Konklave nach dem plötzlichen Tod des bisherigen Papstes leitet. Eine zerrissene und oft (ver-)zweifelnde Figur, überragend gespielt von Ralph Fiennes: Es gibt wenige Schauspieler, die mit einem angedeuteten Lächeln derart viele Facetten aufschimmern lassen können – Trauer, Mitleid, Reue, Selbstzweifel.

Überhaupt sind die schillernden, grandios dargestellten Figuren ein großes Pfund des hochkarätigen Kirchenthrillers. Dazu gehört neben den vielen Kirchenmännern auch Isabella Rossellini mit ihren nachhaltigen Auftritten als zwischen Gehorsam und Selbstbewusstsein changierende Schwester Agnes.
Neben den Einblicken in die geheimnisvollen Abläufe eines Konklaves geht es im Film auch um die Rolle von Frauen, interreligiösen Dialog, Sexualmoral und um Verfehlungen beim Missbrauchsskandal: Der Film befindet sich auf der Höhe des innerkirchlichen Diskurses, ohne trocken oder verkopft zu wirken. Im Gegenteil: “Konklave” ist ein enorm spannender und unterhaltsamer Thriller, der seine Handlung geschickt mit aktuellen Debatten zu verknüpfen weiß und dabei gelegentlich sogar ziemlich witzig ist.
“Konklave”: Anspannung meisterhaft gesteigert
Meisterhaft balanciert die Inszenierung zwischen sich steigernder Beklemmung und Anspannung sowie gelegentlichen Momenten von Leichtigkeit. Dabei fängt der Film die nervöse Atmosphäre, aber auch die Pracht kirchlicher Schauwerte ein; etwa im prunkvollen und zugleich klaustrophobischen Inneren der Sixtinischen Kapelle, in die sich die von der Außenwelt isolierten Kardinäle zur Wahl zurückziehen.
Alles in allem kein Wunder also, dass “Konklave” bereits bei den Golden Globes und bei den Britischen Filmpreisen (Baftas) einige der wichtigsten Preise abgeräumt hat. Jetzt ist der Film für acht Oscars nominiert – unter anderem in den wichtigen Kategorien “Bester Film”, “Bester Hauptdarsteller” (Ralph Fiennes) und “Bestes adaptiertes Drehbuch”. Dazu kommen “Beste Nebendarstellerin” (Isabella Rossellini), “Bestes Kostümdesign”, “Beste Filmmusik”, “Bester Schnitt” und “Bestes Szenenbild”.
Kein Kino-Fachmann, aber sehr wohl Kirchen-Experte ist der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der außerdem selbst am jüngsten Konklave 2013 teilnahm. Er könne den Kino-Thriller nur empfehlen, sagte er. Es handele sich auch nicht um einen antikirchlichen Film. Vielmehr zeige er, welche Diskussionen in der Kirche geführt würden. Besonders hob Marx die schauspielerische Leistung von Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence hervor: “Da verlasse ich jetzt mein Territorium. Aber das ist oscarverdächtig.”
“Konklave” läuft seit dem vergangenen November in deutschen Kinos.