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Papst Leo XIV. beklagt in seiner ersten Predigt Verlust des Glaubens

In seiner ersten Predigt als Papst vor den Kardinälen hat Leo XIV. ein Bild der aktuellen Lage für Christen gezeichnet. Nicht selten werde Glaube “als etwas Absurdes angesehen”. Mit dramatischen Konsequenzen.

In seinem ersten Gottesdienst als Papst hat Leo XIV. die “dramatischen Begleiterscheinungen” eines Mangels an Glauben beklagt. Der Sinn des Lebens gehe verloren, die Barmherzigkeit werde vergessen und die Würde des Menschen “in den dramatischsten Formen verletzt”, sagte das neu gewählte Kirchenoberhaupt. Er sprach in einer Predigt vor dem Kardinalskollegium am Freitag im Rahmen eines Gottesdienstes in der Sixtinischen Kapelle. Weiter nannte er “die Krise der Familie und viele andere Wunden, unter denen unsere Gesellschaft nicht unerheblich leidet”.

Robert Francis Prevost (69) war am Donnerstag zum 267. Oberhaupt von rund 1,4 Milliarden Katholiken gewählt worden. Der langjährige Leiter des Augustinerordens ist der erste gebürtige US-Amerikaner im Papstamt. Ferner hat er die peruanische Staatsbürgerschaft, weil er neun Jahre Bischof in Peru war. Ähnlich wie sein Vorgänger Franziskus, der ihn 2023 zum Leiter der vatikanischen Behörde für die Bischofsernennungen machte, trug der neue Papst während der Liturgie schlichte schwarze Lederschuhe.

Zu Beginn seiner Predigt hatte Leo XIV. erstmals seit seiner Wahl einige Worte auf Englisch gesprochen und die Kardinäle an die Wunder und Gaben Gottes erinnert. “Ihr habt mich berufen, dieses Kreuz zu tragen und diese Sendung zu erfüllen”, so der Papst. Er wisse, dass er sich auf jeden Kardinal verlassen könne.

Weiter ging Leo XIV. auf die herausfordernde Lage für Christen weltweit ein. “Heute wird der christliche Glaube in nicht wenigen Fällen als etwas Absurdes angesehen, als etwas für schwache und wenig intelligente Menschen; vielfach werden andere Sicherheiten wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen bevorzugt.”

Gläubige würden mitunter “verspottet, bekämpft, verachtet oder bestenfalls geduldet und bemitleidet”, während Jesus als eine Art “charismatischer Anführer oder Übermensch” gesehen werde, nicht nur von Nichtgläubigen, sondern auch von vielen Getauften, die so schließlich in einen faktischen Atheismus gerieten. Doch jeder Einzelne sei aufgefordert, wie Papst Franziskus es oft gelehrt habe, den freudigen Glauben an Christus zu bezeugen, bekräftigte Leo XIV. Das gelte auch für die Kirche insgesamt.

Er sei als Nachfolger Petri berufen, der Gesamtkirche in der Liebe vorzustehen, sagte Leo XIV. Dabei wolle er sich selbst im Amt klein machen, um Christus in den Vordergrund zu stellen. Als treuer Verwalter wolle er die Kirche immer mehr zu einer Stadt auf dem Berg machen, “zu einer rettenden Arche, die durch die Wogen der Geschichte steuert, zu einem Leuchtturm, der die Nächte der Welt erhellt”. Dies bewirke sie weniger durch die Großartigkeit ihrer Strukturen oder die Pracht ihrer Bauten, sondern durch die Heiligkeit der Mitglieder des Volkes Gottes.