Papst Franziskus hat für das Jahr 2025 zu einer „Diplomatie der Hoffnung“ aufgerufen. „Angesichts der immer realer werdenden Gefahr eines Weltkriegs besteht die Berufung der Diplomatie gerade darin, den Dialog mit allen zu fördern, auch mit jenen Gesprächspartnern, die als ‘unbequem’ gelten“, sagte der Papst am Donnerstag in Rom beim jährlichen Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps im Vatikan.
Der Dialog sei „der einzige Weg, um die Ketten des Hasses und der Rache zu sprengen, die gefangen halten, und um die Waffen des menschlichen Egoismus, des Stolzes und der Überheblichkeit zu entschärfen, die die Wurzel jedes kriegstreibenden und zerstörerischen Strebens sind“, sagte Franziskus.
Der Papst appellierte auch daran, die multilateralen Institutionen zu reformieren. Diese schienen nicht mehr in der Lage zu sein, Frieden und Stabilität zu gewährleisten und wirklich effizient auf die neuen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu reagieren. Jede Reform müsse jedoch auf den Grundsätzen der Subsidiarität und Solidarität sowie der Achtung der gleichberechtigten Souveränität der Staaten beruhen. Es bestehe die Gefahr einer „Zersplitterung in Clubs von Gleichgesinnten, die nur denjenigen Zugang gewähren, die ähnlich denken“, gab der Papst zu bedenken.
Der Heilige Stuhl unterhält aktuell diplomatische Beziehungen zu 184 Staaten. Nach einer kurzen Begrüßung der Botschafterinnen und Botschafter, die am Vatikan akkreditiert sind, reichte der Papst das vorbereitete achtseitige Redemanuskript an einen Mitarbeiter weiter, der es stellvertretend für ihn vorlas. Franziskus hat noch immer mit einer Erkältung zu kämpfen, die er sich kurz vor Weihnachten eingefangen hat.
In seiner Rede warnte das katholische Kirchenoberhaupt vor einer „ideologischen Kolonialisierung“, die versuche, Traditionen, Geschichte und religiöse Bindungen der Völker auszulöschen. „Es handelt sich um eine Mentalität, die, indem sie behauptet, die ihrer Meinung nach ‚dunklen Seiten der Geschichte‘ überwunden zu haben, einer Cancel Culture Raum gibt“, sagte der Papst.
Diese „Cancel Culture“ toleriere keine Unterschiede und konzentriere sich auf die Rechte des Individuums, sagte der Papst weiter. Dabei vernachlässige sie die Pflichten gegenüber anderen, „insbesondere gegenüber den Schwächsten und Verletzlichsten.“ So widerspreche unter anderem ein sogenanntes „Recht auf Abtreibung“ den Menschenrechten.