Innerkirchliche Spannungen hatten die Kardinäle kurz vor der Papstwahl beklagt. Der neue Papst Leo XIV. hat daraufhin die Einheit der Kirche zu seiner Aufgabe erklärt. Mit symbolischen Gesten arbeitet er daran.
Mit zwei symbolischen Gesten hat Papst Leo XIV. seinen Willen zur Überwindung von Richtungskämpfen in der katholischen Kirche untermauert. Wie das vatikanische Presseamt am Samstag mitteilte, beauftragte der Papst zum einen den konservativen westafrikanischen Kardinal Robert Sarah (79) mit einer wichtigen Feier in Frankreich. Gleichzeitig teilte er einem der bekanntesten Vertreter der offenere “Franziskus-Linie” in der Kirche, Kardinal Luis Tagle (67), sein eigenes bisheriges Titelbistum als Kardinal zu.
Die Beauftragung von Kardinal Sarah bezieht sich auf liturgische Feiern, die vor allem für traditions-orientierte Katholiken in Frankreich wichtig sind. Sarah, von 2014 bis 2021 Präfekt der Liturgie-Kongregation im Vatikan, soll nach dem Willen des Papstes am 25. und 26. Juli am Heiligtum von Sainte-Anne-d’Auray die Feiern zum 400. Jahrestag der dortigen Erscheinung der Heiligen Anna leiten.
Sainte-Anne-d’Auray ist der wichtigste Wallfahrtsort in der Bretagne und zieht alljährlich Zehntausende Pilger an. Sarah war wegen seines Eintretens für konservativere Liturgien und gegen die Lockerung des Zölibats wiederholt auf Konfrontationskurs zu Papst Franziskus gegangen. Er hat seit 2021 keine Leitungsfunktion im Vatikan mehr inne. Noch im Juli 2023 hatte er gemeinsam mit vier anderen Kardinälen schriftliche Zweifel (“dubia”) wegen Entscheidungen des päpstlichen Lehramtes unter Franziskus veröffentlicht.
Ebenfalls am Samstag teilte Papst Leo XIV. dem philippinischen Kardinal Tagle sein eigenes bisheriges Titelbistum Albano südöstlich von Rom zu. Tagle galt vor dem jüngsten Konklave als möglicher Kandidat für eine Fortsetzung des unter Papst Franziskus begonnenen Öffnungskurses in der katholischen Kirche.
Als sogenanntes suburbikarisches Bistum ist Albano einem Kardinalbischof vorbehalten. Der damalige Kardinal Robert Prevost, inzwischen Papst Leo XIV., hatte es erst im Februar 2025 von seinem Vorgänge Franziskus zugewiesen bekommen; allerdings hatte er es wegen Terminschwierigkeiten nie offiziell in Besitz genommen. Tagle hatte bislang eine weniger prestigeträchtige Titelkirche im römischen Vorort Centocelle. Vor Prevost hatte der langjährige Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano (1927-2022) das Titel-Bistum Albano.