Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz hat die Bedeutung des „jetzigen Augenblicks“ unterstrichen. „Die Vergangenheit habe ich nicht mehr. Die Zukunft habe ich noch nicht“, sagte er am Dienstagabend im Hohen Dom zu Paderborn. Das Leben in der Gegenwart sei die größte geistliche Herausforderung. Denn oft flüchte der Mensch in die Vergangenheit oder erträume sich irgendeine Zukunft.
Weder nostalgische Romantik noch der Hang zu Utopien hätten den Menschen vorangebracht, betonte der katholische Theologe im Jahresabschlussgottesdienst 2024. „Die einzige Zeit, die uns gehört, ist das ‘Jetzt’.“ Dementsprechend brauche es „Entschlossenheit für die Gegenwart“ und „Mut zur Gegenwart“. „Halten wir uns bei allem, was wir planen und tun, offen und bereit für das überraschend Neue, das nicht wir machen, sondern das uns ermöglicht wird von Gott her“, sagte er.
Bentz betonte jedoch, das Gewesene nicht als erledigt abzuhaken. Man solle sich vielmehr des Vergangenen erinnern, um daraus die geistliche Kraft, Vertrauen, Mut und Hoffnung zu schöpfen, in die Zukunft zu gehen.
Der Mensch sei nicht „Herr über die Zeit“. Zeit und insbesondere persönliche Lebenszeit seien Gabe und Geschenk Gottes, erläuterte der Erzbischof. Für einen gläubigen Menschen laufe die geschenkte Lebenszeit nicht ab, sondern sie „erfülle“ sich von Tag zu Tag mehr bis hin zur Vollendung. Dadurch könne der glaubende Mensch die Kostbarkeit der geschenkten Zeit spüren, aber auch gelassen sein. Denn die Zeit müsse nicht maximiert und optimiert werden, um Erfüllung zu finden. Die aus diesem Vertrauen hervorgehende Grundhaltung sei „Dankbarkeit“ für die geschenkte Zeit, erklärte Bentz.