Im Prozess vor dem Landgericht Leipzig gegen den Musiker Gil Ofarim hat am Mittwoch ein weiterer Zeuge ausgesagt. Der Sicherheitstechniker Michael K. hatte einst die Überwachungskameras im Leipziger Hotel „Westin“ installiert und ist Administrator für das Video-Sicherheitssystem. Er hatte eigenen Angaben zufolge einige Tage nach dem fraglichen Vorfall in der Hotellobby, erst am 8. Oktober 2021, die Daten für die Ermittlungen der Polizei gesichert.
Dies habe mehrere Tage gedauert, sagte er. Viele Videodaten brauchten technisch viel Zeit. Das Abrufen der Videos funktioniere zudem nur im Serverraum. Er habe nicht erkennen können, dass vor ihm jemand Daten aus dem System abgerufen hätte. Grundsätzlich sei es aber nach dem Vier-Augen-Prinzip auch möglich, dass zwei Hotelmitarbeiter die Videos bereits vorher anschauen und speichern. Er könne allerdings weder bestätigen noch ausschließen, dass dies auch vorgenommen wurde, sagte er. Andere Zeugen hatten laut Verteidigung aber bereits am Tag zuvor, am 7. Oktober, Videos von der Anwaltskanzlei des Hotels bekommen.
In der Verhandlung wurden mehrere Videoaufnahmen gezeigt. Die Bildqualität ist sehr unterschiedlich, manche Szenen sind farbig, andere schwarz-weiß und auch zum Teil unscharf. Der 51-jährige Zeuge begründete dies mit einem unterschiedlichen Lichteinfall. Wenn die Kameras nicht genug Licht bekommen, würden sie sich auf schwarz-weiß umschalten, sagte er.
Am Nachmittag wurde das Gutachten des Digital-Forensikers Dirk Labudde erwartet. Der Sachverständige hatte die Aufnahmen der Hotelkameras aus der Lobby ausgewertet. Ein Ton wurde nicht aufgezeichnet.
Ofarim muss sich seit dem 7. November wegen mutmaßlicher Verleumdung, falscher Verdächtigung sowie Betrugs verantworten. Der Sänger hatte im Oktober 2021 in einem Instagram-Video behauptet, in der Hotellobby des „Westin“ antisemitisch beleidigt worden zu sein. Danach ermittelte die Staatsanwaltschaft zunächst gegen einen Hotelmanager, stellte die Untersuchungen aber später ein.
Der Mitarbeiter tritt nun im Prozess als Zeuge und Nebenkläger auf. Vor Gericht sagte er, dass er mit dem Musiker zwar eine Auseinandersetzung hatte, ihn aber nicht beleidigt habe. Ofarim hatte behauptet, dass der Hotelmanager zu ihm mit Blick auf seinen Davidstern an einer Kette gesagt habe: „Pack deinen Stern weg.“
Mehrere Zeugen bestätigten an den ersten Prozesstagen vor Gericht, dass sie keine antisemitischen Äußerungen gehört haben. Strittig ist laut Anklage auch, ob der Sänger an diesem Tag den Stern überhaupt getragen hat. Laut Verteidigung ist das jüdische Symbol aber auf Videos an dem Sänger zu sehen.