Umkehrung des “Anschlusses” – Vor 80 Jahren erklärte Österreich seine Unabhängigkeit vom Deutschen Reich, während die Nazis noch Teile des Landes besetzt hielten. Gleichzeitig finden Kommunalwahlen in Wien statt.
Mit einem Festakt in der Wiener Hofburg hat Österreich seiner Unabhängigkeitserklärung vor genau 80 Jahren gedacht. “Der Puls unserer Heimat schlug wieder. Und die ganze Welt konnte ihn hören”, sagte Bundespräsident Alexander van der Bellen in seiner Rede am Sonntag. Er mahnte angesichts erneuter Spannungen weltweit, aus der Geschichte zu lernen.
“Gerade in Zeiten der Polarisierung brauchen wir den Willen zur Verständigung. Durch ihn – und nur durch ihn – ist der Zusammenhalt unserer Gesellschaft garantiert”, so das österreichische Staatsoberhaupt. Auch heute sei es wichtig, “mit Taten für das Richtige einzustehen. Aus dem reinen Kommentieren herauszukommen. Auch wenn es nicht unbedingt große Erfolgschancen geben mag.”
Daran erinnere insbesondere der Einsatz von Widerstandskämpfern während der NS-Herrschaft. Als Beispiel nannte Van der Bellen etwa den katholischer Wiener Priester Heinrich Maier. Er und andere hätten eine Ideologie abgelehnt, “in der sich ein Mensch über den anderen erhöhen kann, um diesem im Namen einer imaginierten Überlegenheit alles zu nehmen, selbst das Leben”.
Am 27. April 1945 hatten die Volkspartei (ÖVP), die Sozialdemokratische Partei (SPÖ) und die Kommunistische Partei (KPÖ) eine provisorische Regierung unter Staatskanzler Karl Renner gegründet. Während Teile des Landes noch von den Nationalsozialisten besetzt waren, erklärte sie den “Anschluss” Österreichs an das Deutsche Reich (1938) für “null und nichtig”.
Die Feierlichkeiten am Sonntag fanden auch im Zeichen der Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen in der Hauptstadt Wien statt. Dabei werden der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei (FPÖ) starke Zuwächse prognostiziert.