Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar ruft der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, dazu auf, entschieden gegen jede Form von Antisemitismus, Extremismus, Hass, Rassismus und versuchte Relativierungen des Holocaust aufzustehen. „Während wir in diesen Tagen den sechs Millionen Jüdinnen und Juden, unter ihnen 1,5 Millionen Kinder gedenken, die durch die Nazi-Diktatur in grausamster Weise vernichtet worden sind, dürfen wir auch nicht blind für die aktuellen Entwicklungen sein“, sagte der diesjährige Karlspreisträger in einer Mitteilung am Freitag.
Das beunruhigende Erstarken rechtsextremer Parteien in Europa, der zunehmende Antisemitismus der extremen Linken und islamistischer Fundamentalisten ließen ein Wiederaufleben von Ideologien befürchten, „die in der Vergangenheit zu unermesslichem Leid geführt haben“, sagte der Oberrabbiner weiter. „Sie bedrohen nicht nur Juden und jüdische Einrichtungen, sondern auch Europa, die europäische Lebensweise und unsere Freiheit.“ Deshalb dürften die Worte „Nie wieder“ nicht zu einer bloßen Phrase verkommen, sondern müssten eine Verpflichtung für alle Menschen sein.
Umso unverständlicher sei es, dass gerade zum Holocaust-Gedenktag in einigen europäischen Städten wie Rom oder Zürich von den dortigen Behörden den islamistischen Terror verherrlichende Demonstrationen zugelassen würden. Das sei nicht nur taktlos und geschichtsvergessen gegenüber den Millionen Opfern der Shoa und ihrer Nachfahren, „sondern legitimiert die Versuche der extremen Ränder, durch Gleichsetzungen und Verharmlosungen einen gefährlichen Geschichtsrevisionismus zu betreiben“.
Der Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) lobte in seiner Mitteilung die jüngsten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. „Die Zivilgesellschaft in Deutschland steht gegen die drohende Dunkelheit der Populisten, Extremisten und Rassisten auf. Das ist ein Anfang. Doch die Demonstrationen sind noch keine Trendwende.“ Fast täglich würden Stolpersteine, jüdische Friedhöfe und Gebäude beschmiert und jüdische Menschen beschimpft. „Wir hoffen, dass diese neue Zivilcourage auch im Alltag dauerhaft von allen hier lebenden Menschen und Gemeinschaften und gegen jede Form von Extremismus und Antisemitismus, ob von links, rechts oder islamistischer Seite gezeigt wird“, so die Mitteilung weiter. (00/0314/26.01.2024)