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Noch keine Trendwende auf dem NRW-Ausbildungsmarkt

Auch im zu Ende gehenden Jahr gibt es offenbar noch keine Trendwende auf dem NRW-Ausbildungsmarkt. Zwar konnten zum zweiten Mal in Folge mehr Ausbildungsplätze abgeschlossen werden, wie am Dienstag die DGB-Landesvorsitzende Anja Weber bei der Vorlage des diesjährigen DGB-Ausbildungsreports in Düsseldorf erklärte. Insgesamt verbleibe aber mehr als jeder fünfte junge Mensch zwischen 20 und 34 Jahren in NRW dauerhaft ohne Berufsabschluss. Befragt wurden den Angaben nach insgesamt 2.731 Auszubildende in Nordrhein-Westfalen aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen zu der fachlichen Qualität ihrer Ausbildung, zu den Ausbildungszeiten und Überstunden, der Ausbildungsvergütung und zur persönlichen Bewertung der Ausbildung.

Ein zentrales Problem sei nach wie vor die fehlende Ausbildungsbereitschaft vieler Unternehmen, sagte Weber. Nicht einmal jeder fünfte Betrieb in NRW bilde überhaupt aus, so die Gewerkschafterin. Oft fehle es in Regionen des Landes auch an einem auswahlfähigen Angebot an Ausbildungsplätzen. Auch bei den Ausbildungsvergütungen, bei der Betreuung der Auszubildenden im Betrieb und bei Übernahmeperspektiven nach der Ausbildung gibt es laut Weber Verbesserungsbedarf. DGB-Landeschefin Weber forderte für NRW, alle Betriebe für die Kosten für Ausbildung heranzuziehen, auch die, die bislang nicht ausbilden.

Der DGB-Abteilungsleiter Jugend und Demokratie NRW, Andreas Jansen, sagte am Dienstag, dringenden Nachholbedarf gebe es auch beim Thema Digitalisierung in den Betrieben und den Berufskollegs im Lande. Nur 44 Prozent der Auszubildenden sehen sich durch ihre Ausbildung im Betrieb gut auf die Anforderungen der Digitalisierung im künftigen Beruf vorbereitet. In den Berufskollegs sind nur 35 Prozent der Auszubildenden dieser Meinung. Notwendig in der dualen Berufsausbildung sei „zeitgemäße Ausbildung mit modernsten Lernmethoden“, sagte Jansen.

Knapp sieben von zehn der befragten Auszubildenden aus Nordrhein-Westfalen (69 Prozent) empfinden die fachliche Qualität der Ausbildung in ihrem Betrieb als „gut“ oder „sehr gut“. Damit lägen die Betriebe vor den Berufskollegs, wo nur 56 Prozent der Schüler der fachlichen Qualität des Unterrichts ein „Gut“ oder „Sehr gut“ vergeben. Dies hänge vor allem mit der personellen und materiellen Ausstattung der Berufskollegs zusammen. „Als Gewerkschaftsjugend kritisieren wir schon lange, dass dieser Bereich des Schulsystems chronisch unterfinanziert ist“, heißt es in dem Report. Es gebe in NRW sehr gut ausgestattete Berufskollegs, diese sollten für die Politik die Referenz sein und nicht die Ausnahme bleiben.

Ein Drittel der Auszubildenden gab an, regelmäßig Überstunden machen zu müssen. Oft fehlten Ausbildungspläne in den Betrieben. Und etwa 13 Prozent klagten über regelmäßige ausbildungsfremde Tätigkeiten. Am besten schnitten Betriebe mit Ausbildungen für Fachinformatiker und Industriemechaniker ab. Die schlechtesten Werte gab es von angehenden Tischlern, Hotelfachleuten und Friseuren.