In Europa gelten sie als Kunstobjekte; in Nigeria waren die Benin-Bronzen allerdings einst Gegenstände für religiöse Zeremonien. Zwei weitere sind nun zurück an ihrem Ursprungsort.
Der Königspalast in Benin City in Nigeria hat zwei geraubte Bronzen zurückerhalten. Vertreter des Stanley Museum of Art, das Teil der US-amerikanischen Universität Iowa ist, übergaben sie dem Oba von Benin, wie der Sender Radio France Internationale am Mittwoch berichtete. Der Oba ist der traditionelle Herrscher von Benin City.
Bei den Artefakten handelt es sich um eine Messingplatte sowie eine aus Holz und Eisen gefertigte Skulptur, die eine Henne darstellt. “Ich hoffe, dass andere Museen in Amerika diesem Beispiel folgen werden”, sagte Oba Ewuare II. bei der Übergabe. Er betonte auch, dass viele der gestohlenen Artefakte von großer spiritueller und künstlerischer Bedeutung seien.
Bei den Benin-Bronzen handelt es sich um Masken, Tafeln und Skulpturen, die ab dem 16. Jahrhundert im einstigen Königreich Benin, das im heutigen Nigeria liegt, gefertigt wurden. Sie wurden unter anderem für Zeremonien genutzt. Soldaten der britischen Kolonialtruppe sowie Kaufleute raubten im Jahr 1897 zwischen 3.000 und 5.000 dieser Exponate und verkauften sie später an europäische Museen und Sammler.
Jahrzehntelang forderten Kunsthistoriker und Kuratoren aus Nigeria die Rückgabe. Europäische Museen lehnten dies jedoch lange auch mit der Begründung ab, dass die Artefakte möglicherweise auf Kunstmärkten verkauft würden. In Nigeria wurde das Argument als zynisch bewertet.
Die Debatte änderte sich, als Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Ende 2017 eine Rückgabe von geraubten Kunstwerken aus einstigen französischen Kolonien in Aussicht stellte. Im Dezember 2022 übergaben Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (beide Grüne) schließlich die ersten 20 Benin-Bronzen persönlich in Nigeria. Sie sollen künftig in einem Museum ausgestellt werden. Der Bau verzögert sich jedoch.