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Neun Missbrauchsmeldungen in mitteldeutscher Landeskirche 2024

Das Thema sexueller Missbrauch reißt nicht ab: In den vergangenen dreieinhalb Monaten verzeichnete die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland bereits neun neue Meldungen. Zwei davon betreffen aktuelle Vorgänge.

Bei der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sind in diesem Jahr bereits neun neue Missbrauchsmeldungen eingegangen. Das teilte Landesbischof Friedrich Kramer am Donnerstag zum Auftakt der Landessynode im Kloster Drübeck in Ilsenburg mit. Demnach betreffen zwei der Meldungen aktuelle Vorgänge, mit denen auch arbeitsrechtliche Konsequenzen verbunden sind. Die anderen Fälle bezögen sich auf Vorgänge in der Vergangenheit, “die einer umfassenden Aufklärung und Aufarbeitung bedürfen”, so Kramer.

Nach einer Auswertung von rund 9.000 Personalakten für den Zeitraum 1946 bis Ende 2020 hatte die Landeskirche mindestens 49 Beschuldigte und 125 Betroffene von Missbrauch und sexueller Gewalt ermittelt. Die Zahlen waren für eine bundesweiten Studie im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der sogenannten Forum-Studie, zugeliefert worden, die im Januar veröffentlicht wurde. Laut Kramer gingen nach Abschluss der Zuarbeiten bis Ende 2023 sechs weitere Meldungen ein.

Zur Kritik der Wissenschaftler der Forum-Studie, die eine unzureichende Zuarbeit der Landeskirchen bemängelt hatten, sagte Kramer, dass dies für die EKM nicht zutreffe. Die Landeskirche habe nicht nur die Disziplinarakten, sondern alle Personalakten von Pfarrpersonen einzeln gesichtet und ausgewertet. Insofern “hatten wir bezüglich unserer Zuarbeit ein reines Gewissen und waren froh, dass wir die Aufgabe hatten erfüllen können”, sagte Kramer. Nach der öffentlichen Kritik habe man nachgefragt und es habe sich als ein “kommunikatives Missverständnis” herausgestellt, dass die Wissenschaftler dachten, die EKM habe nur eine Auswertung der Disziplinarakten zugeliefert.

Das Kirchenparlament der EKM tagt noch bis Samstag. Die 84 Mitglieder der Synode beraten auf ihrer Frühjahrstagung schwerpunktmäßig über Rassismus. Die Landeskirche erstreckt sich über Sachsen-Anhalt und Thüringen und zählt rund 616.000 Mitglieder.