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Neues Weltdokumentenerbe auch aus Deutschland

Wissenschaft, Religion, Philosophie – der neu ins Weltdokumentenerbe aufgenommene deutsche Beitrag stammt aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Auch Kinder sind unter den Urhebern.

Röntgenbilder, eine religiöse Schrift, Kinderzeichnungen aus dem Krieg und Nietzsches Nachlass – das Weltdokumentenerbe ist um einige deutsche Beiträge reicher. Wie die deutsche Unesco-Kommission in Bonn am Freitag mitteilte, sind unter den neu aufgenommenen 74 Zugängen vier aus Deutschland – oder zumindest mit deutscher Beteiligung.

Darunter sind etwa ausgewählte Röntgenbilder, die Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) selbst angefertigt hat. Drei der Aufnahmen zeigen seine eigene Hand und die seiner Frau Anna Bertha, drei weitere sein Jagdgewehr. Die 1895 und 1896 aufgenommenen Bilder werden im Röntgen-Museum in Remscheid, der Geburtsstadt des Physikers, verwahrt.

Ein weiteres neues Weltdokumentenerbe aus Deutschland ist eine Münchner Abschrift des Babylonischen Talmuds. Der Talmud gehört zu den bedeutendsten Schriften des Judentums. Die Münchner Handschrift ist dabei weltweit die einzige, die den gesamten Text des Werks enthält. Entstanden ist sie den Angaben zufolge 1342 in Frankreich, seit 1803 befindet es sich im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek und habe dort auch die NS-Zeit überdauert.

Ein Neuzugang, den Deutschland mit der Schweiz teilt, ist der schriftliche Nachlass des Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900). Seine Originalmanuskripte, die er nahezu vollständig seinen Erben überließ, seien für das Verständnis von Nietzsches Philosophie von großer Bedeutung, so die Unesco. Verwahrt werden sie heute von der Klassik Stiftung Weimar sowie in der Schweiz von der Universitätsbibliothek Basel, dem Staatsarchiv Basel-Stadt und dem Nietzsche-Haus in Sils Maria.

Das vierte neue Dokumentenerbe geht auf einen Vorschlag Frankreichs zurück, an dessen Nominierung Deutschland aber beteiligt ist. Es handelt sich dabei um Zeichnungen und Texte von Kindern und Jugendlichen aus ganz Europa – aus den kriegsreichen Zeiten 1914 bis 1950. Sie dokumentieren Erlebnisse, Gedanken und Gefühle junger Menschen in Kriegszeiten und spiegeln persönliche Schicksale sowie gesellschaftliche Umbrüche wider. Viele dieser Werke sind laut der Mitteilung die einzigen Spuren, die von ihnen hinterlassen wurden – insbesondere von jenen, die Krieg und Massenmord zum Opfer gefallen sind, wie es heißt. Neben Deutschland haben sich Kanada, Polen, die Schweiz, Spanien, Tschechien und das Vereinigte Königreich an der Nominierung beteiligt.

Das Weltdokumentenerbe der Unesco umfasst damit nun 570 Dokumente aus allen Weltregionen, darunter 35 aus Deutschland oder mit deutscher Beteiligung wie die Himmelsscheibe von Nebra, frühe Schriften der Reformationsbewegung und die Gutenberg-Bibel.