Wer schon einen schwereren Infekt hatte, kennt das bange Warten auf den Befund. Proben werden entnommen und teils mehrere Wochen bebrütet, bis der Keim gefunden ist. Das könnte künftig deutlich flotter gehen.
Forscher in München und London haben ein neues Verfahren entwickelt, das Krankheitserreger viel schneller identifizieren kann als bisher möglich. Statt mehrere Tage auf das Ergebnis von Stuhl- und Gewebeproben warten zu müssen, könnten gefährliche Bakterien nun in wenigen Minuten nachgewiesen werden, wie die Ludwig-Maximilians-Universität am Dienstag in München mitteilte. Dadurch sei es möglich, Patienten früher und zielgerichteter zu behandeln.
“Unser innovativer Ansatz besteht darin, nicht direkt nach den krankmachenden Bakterien zu suchen, sondern lediglich nach ihren Stoffwechselprodukten”, erläuterte die Münchner Doktorandin Wei Chen. “Das ermöglicht uns einen indirekten, aber sehr viel schnelleren Nachweis.”
Kernstück des Verfahrens ist demnach eine Datenbank. In ihr seien 232 besonders wichtige Bakterienarten und deren Stoffwechselprodukte verzeichnet. Aus dieser könnten Biomarker zur Bestimmung der Keime hergeleitet werden. Mit Hilfe der Massenspektrometrie ließen sich klinisch extrem bedeutende Erreger identifizieren, ohne dass diese isoliert und vermehrt werden müssten. Dazu gehörten Auslöser von Magenkrebs oder Lungen- und Hirnhautentzündungen sowie Verursacher der Geschlechtskrankheit Tripper und von Blutvergiftungen.
Die Forscher wollen den Angaben zufolge diese Datenbank weiter ausbauen. Bekannt und beschrieben seien mehr als 1.400 bakterielle Krankheitserreger. Deren spezifische Stoffwechselprodukte sollten nun ebenfalls erfasst werden.