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Neuerscheinung zeigt “Benediktiner als Gelehrte”

“Benediktiner als Gelehrte”, so lautet der Titel einer Neuerscheinung zur Geschichte des Benediktinertums in Österreich und zur europäischen Kultur und Wissenschaft. Herausgegeben ist der Sammelband vom Historiker Andreas Sohn, der an der Universität Sorbonne Paris Nord lehrt.

Sohn, der bereits mehrfach Symposien zur Ordensgeschichte veranstaltete und auch das Buch “Benediktiner als Päpste” herausgegeben hat, betont in seiner Einführung: “Zur Formung Europas haben Mönche in der Nachfolge des heiligen Benedikt von Nursia – auch als Gelehrte in vielfältiger Hinsicht – Bedeutendes im Verlauf von mehr als 1.500 Jahren, vom Mittelalter bis zur Gegenwart, beigetragen.” Der Band lege auch dar, was europäische Identität jenseits nationaler Begrenzungen ausmachen und im Kern mit begründen könne.

Die Beiträge gelten dem Leben und Werk herausragender Gelehrter aus Österreich und Deutschland, Frankreich und England, der Schweiz und Italien sowie dem Vatikanstaat. Der zeitliche Bogen reicht vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Innovativ ist die Zusammenschau der Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften.

Behandelt wird zum Beispiel aus dem Mittelalter der Universalgelehrte Hermann der Lahme von Reichenau aus dem 11. Jahrhundert. Er schuf trotz schwerster körperlicher Behinderungen ein beeindruckendes Gesamtwerk und stellte Uhren und mechanische Geräte her; ferner Engelbert von Admont, der Theologe und Erzbischof Anselm von Canterbury oder Konstantin der Afrikaner aus Montecassino, der medizinische Schriften aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzte.

Aus der Neuzeit werden unter anderen Fürstabt Martin Gerbert von Sankt Blasien (1793), ein Historiker und ambitionierter Wissenschaftsorganisator mit dem Großprojekt einer Germania Sacra, sowie der Kardinalpräfekt der Vatikanischen Bibliothek Angelo Maria Querini (gest. 1755) vorgestellt. Ebenso der englische Kardinal Aidan Gasquet (gest. 1929), der das Vatikanische Geheimarchiv und die Vatikanische Bibliothek leitete.

Das Titelbild der Publikation zeigt den französischen Benediktiner Jean Mabillon (1632-1707) aus der Pariser Abtei Saint-Germain-des-Pres. Mit seinen Mitbrüdern aus der Maurinerkongregation entfaltete er eine große wissenschaftliche Schaffenskraft mit europäischer Ausstrahlung und wurde zum Begründer der Urkundenlehre, der Diplomatik. Er gilt als ein Sinnbild des gelehrten Mönchs in Europa.