Die Ernennung von Udo Markus Bentz zum neuen Erzbischof von Paderborn ist mit Wohlwollen, aber auch mit Erwartungen nach einer Fortsetzung des katholischen Reformprozesses und nach vertiefter Ökumene aufgenommen worden. Der 56-jährige promovierte Theologe, bis zu seiner Einführung am 10. März noch Weihbischof in Mainz, wurde am Samstag als 67. Bischof und fünfter Erzbischof von Paderborn vorgestellt. In seiner ersten Ansprache plädierte er für eine der Welt zugewandte Kirche, die „mit dem Evangelium Brücken in die Gegenwart unsrer Gesellschaft“ baut und die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nimmt.
Bentz habe „das Ohr am Puls der Zeit ebenso wie bei den Sorgen und Hoffnungen der Menschen“, erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Er dankte dem künftigen Erzbischof für sein Engagement beim Synodalen Weg, dem katholischen Reformprozess. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf nannte Bentz einen entschlossenen Reformer. Nach den Worten des Bischofs von Münster, Felix Genn, dürfen sich die Paderborner Gläubigen auf einen Erzbischof freuen, „der den Menschen zugewandt ist und die frohe Botschaft im Hier und Jetzt verkünden möchte“.
Basisbewegungen, Laien und Jugendvertreter forderten Bentz zu Veränderungen der katholischen Strukturen auf. Angesichts der „immer noch nicht wirklich aufgearbeiteten Missbrauchs- und Vertuschungsskandale“ brauche es „ein sehr baldiges uneingeschränktes Bekenntnis für die Reformprozesse des Synodalen Weges in Deutschland sowie in Rom“, erklärte die Bewegung „Wir sind Kirche“.
Auch das Diözesankomitee, die Laienvertretung im Erzbistum Paderborn, sieht die Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Wegs und die konsequente Weiterarbeit am diözesanen Zukunftsprozess „Perspektive 2030+“ als wichtige Aufgaben für Bentz an. Nötig seien mehr Geschlechtergerechtigkeit, partizipative und transparente Machtstrukturen sowie die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und der Aufbau von Strukturen, die weitere Gewalttaten vermeiden. Ähnlich äußerte sich der Jugendverband BDKJ in der Paderborner Diözese, der zudem betonte: „Für eine Kirche von morgen braucht es die jungen Menschen von heute.“
Die Evangelische Kirche von Westfalen äußerte die Hoffnung, angesichts der aktuellen Herausforderungen „mit dem neuen Erzbischof die über viele Jahre gewachsenen ökumenischen Beziehungen weiter zu vertiefen“. Der Theologische Vizepräsident Ulf Schlüter schrieb an Bentz: „Mit Ihnen teilen wir das Anliegen einer lernbereiten Kirche, die offen ist für die Bedürfnisse und Anliegen der Menschen in unserer schnell sich wandelnden Gesellschaft“.
Auch der Chef der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, Nathanael Liminski, nannte die Ernennung von Bentz eine gute Botschaft. „Eine lebendige Kirche, die das Vertrauen der Menschen in unserem Land mehr und mehr zurückgewinnt, stiftet Zuversicht, sie bietet Halt und Orientierung“, erklärte der CDU-Politiker.
Der am 3. März 1967 im pfälzischen Rülzheim geborene Bentz studierte nach einer Berufsausbildung Philosophie und Theologie in Mainz und Innsbruck. Er wurde 1995 zum Priester geweiht und war unter anderem Sekretär von Kardinal Karl Lehmann, 2015 folgte die Bischofsweihe. Im Jahr 2017 ernannte ihn der Mainzer Bischof Kohlgraf zu seinem Generalvikar. In der Bischofskonferenz ist Bentz Mitglied der Jugendkommission und der Kommission Weltkirche sowie Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten.
Bentz tritt die Nachfolger von Hans-Josef Becker an, der nach 19 Jahren an der Spitze der Erzdiözese Paderborn im Oktober 2022 mit 74 Jahren altersbedingt ausgeschieden war. Seither leitet Diözesanadministrator Michael Bredeck das Erzbistum.
Das Erzbistum Paderborn ist mit 1,36 Millionen Mitgliedern das sechstgrößte der 27 Bistümer in Deutschland. Der Erzbischof steht auch der Kirchenprovinz Paderborn vor, zu der die Bistümer Fulda, Erfurt und Magdeburg gehören. Die Diözese Paderborn erstreckt sich über große Teile Westfalens sowie Teile des hessischen Landkreises Waldeck-Frankenberg und die niedersächsische Stadt Bad Pyrmont.