Der Zeithistoriker Imanuel Baumann (49) wird neuer Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände Nürnberg und der Abteilung “Erinnerungskultur” der städtischen Museen. Das Amt habe er bereits seit August kommissarisch inne und solle es nun voraussichtlich zum 1. Dezember übernehmen, teilte die Stadt auf ihrer Internetseite mit. Das Dokumentationszentrum ist demnach ein wichtiger Baustein in der nationalen Museen- und Gedenkstättenlandschaft. Im Vor-Corona-Jahr 2019 besuchten es 311.000 Menschen.
Der 1974 in Lahr im Schwarzwald geborene Baumann studierte Neuere und Neueste Geschichte, Literatur- und Kunstgeschichte in Freiburg im Breisgau. Dort wurde er auch promoviert mit einer Arbeit zur Geschichte der Kriminalwissenschaft und zum Umgang mit Straftätern im 20. Jahrhundert. Seine Habilitation absolvierte Baumann an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dort hat er auch die Lehrbefugnis für das Fach Neuere und Neueste Geschichte inne.
Baumann hat sich den Angaben zufolge intensiv mit den NS-Verbrechen beschäftigt sowie mit der Auseinandersetzung damit nach 1945. Ihn zeichne eine große praktische Expertise und Gremienerfahrung im Bereich des Gedenkstättenwesens, der musealen Vermittlung und der Erinnerungskultur aus. So sei er in der Gedenkstätte Buchenwald und im Haus der Geschichte Baden-Württembergs tätig gewesen, wo er die Geschichtsvermittlung für das “Hotel Silber”, die ehemalige Gestapo-Zentrale für Württemberg und Hohenzollern, aufgebaut habe.
Seit 2021 leitet der Historiker laut Mitteilung das zu den Museen der Stadt Nürnberg gehörende Memorium Nürnberger Prozesse. Dort konzipierte und verantwortete er unter anderem die vielbeachtete Ausstellung “Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung – 1945 bis heute”. In seiner Amtszeit verwirklichte er auch die preisgekrönte Medieninstallation “Zeitreise Saal 600 / Courtroom 600: Time Travel”.
Das 2001 eröffnete Dokumentationszentrum wird derzeit umgebaut und erweitert. 2025 soll es mit neuer Dauerausstellung wiedereröffnet werden. Dabei sei beabsichtigt, die digitalen Angebote und die Möglichkeiten der Partizipation auszubauen. Ziel sei, das ehemalige Reichsparteitagsgelände mit seinen baulichen Relikten für künftige Generationen und als Ort für Besuchende vor dem Verfall zu bewahren und didaktisch weiterzuentwickeln.