Der neue Spitzenvertreter der evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Martin Engels, ist am Mittwoch in einem Gottesdienst in Düsseldorf offiziell in sein Amt eingeführt worden. Als Beauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche vertritt der 43-jährige Theologe die Interessen und Positionen der evangelischen Kirche gegenüber der Politik. Dazu hält er Kontakt zu den politischen Parteien sowie zu Vereinigungen und Verbänden. Themen sind etwa der Religionsunterricht, der Betrieb von Kindertagesstätten, Denkmalschutz und das Bestattungsrecht.
In seiner Predigt sagte Engels, die Kirchen repräsentierten noch immer rund die Hälfte der Bevölkerung und hätten die „Botschaft von der freien Gnade Gottes und dem damit verbundenen Menschenbild und Gottesverständnis“ in den politischen und gesellschaftlichen Diskurs einzubringen. Es sei ihre Aufgabe, sich für Demokratie, Menschenwürde, gesellschaftliche Vielfalt und Menschen am Rande einzusetzen und gegen Hass und Menschenverachtung zu stellen, betonte der neue Leiter des Evangelischen Büros NRW laut Redetext. Im Blick auf Menschen, die in der Kirche Leid und Gewalt erfahren haben, müsse „Verantwortung für Aufarbeitung und Veränderung“ übernommen werden, sagte er mit Blick auf die jüngste Missbrauchsstudie.
Als „Interessensvertreter und Pastor“ am Schnittpunkt von Kirche und Politik sieht sich der gebürtige Wuppertaler in der Tradition der Barmer Theologischen Erklärung, die 1934 in Wuppertal-Barmen als Absage an den Allmachtsanspruch der Nationalsozialisten verabschiedet wurde. Die Mitglieder der damaligen Bekennenden Kirche hätten sich für das biblische Motto „Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe“ entschieden. Dafür wolle er „gerne Lobbyist sein“.
Gemeinsam mit dem Katholischen Büro ist der evangelische Beauftragte auch für regelmäßige Andachten im Landtag und für gottesdienstliche Feiern verantwortlich. Zudem steht er den Vertretern des öffentlichen Lebens als Seelsorger zur Verfügung. Von 2015 bis 2019 stand Engels an der Spitze des Reformierten Bundes, des Dachverbands der reformierten Christen in Deutschland. Seit 2019 leitete der verheiratete Vater von vier Kindern das Erwachsenenbildungswerk Evangelisches Forum in Bonn.
Engels ist Nachfolger von Rüdiger Schuch, der in dem Gottesdienst offiziell verabschiedet wurde. Der 55-jährige Theologe hatte im Januar das Amt des Präsidenten der Diakonie Deutschland übernommen. Im Anschluss an den Gottesdienst waren Grußworte von NRW-Landtagspräsident André Kuper, Medienminister Nathanael Liminski (CDU), SPD-Fraktionschef Jochen Ott sowie dem Leiter des Katholischen Büros NRW, Domkapitular Antonius Hamers, vorgesehen.