Artikel teilen

Neue Extremwetter-Schau im Klimahaus Bremerhaven

Eine Mischung aus Show und Wissenschaft: Das Klimahaus Bremerhaven zeigt bald eine einzigartige Ausstellung zu Wetterextremen. Ab Januar können Besucher Hitze, Hochwasser und Sturm erleben – wenn die Technik bis dahin läuft.

Der Boden wackelt etwas beim Hinsetzen. Aus den Lautsprechern tönen die Geräusche von Wind und Regen. Grüne Lichtstrahlen tanzen über die Wände. Nach kurzer Zeit schließt sich die Eingangstür, und die Plattform beginnt sich langsam zu drehen. Zwölf Minuten lang transportiert sie die Besucher über drei Etagen, auf denen sie verschiedene Szenarien von Extremwetter erleben. Licht- und Toneffekte sowie Nebelmaschinen machen Hitze, Hochwasser und tropische Wirbelstürme erlebbar.

Die Show ist das zentrale Element einer neuen Dauerausstellung im Klimahaus Bremerhaven. Das 2009 eröffnete Museum ist nach eigenen Angaben ein weltweit einzigartiges Erlebnismuseum zu Klima, Klimawandel und Wetter. Mit jährlich rund 400.000 bis 450.000 Besuchern ist es die meistbesuchte touristische Attraktion im Land Bremen.

Die bisherige Dauerausstellung simuliert auf einer Fläche von 11.500 Quadratmetern die Klimazonen der Erde. Die neue Schau soll auf weiteren 1.500 Quadratmetern voraussichtlich ab Januar Wetterextreme und deren Folgen anschaulich machen. “Man lernt auch, welchen nachweisbaren Anteil die Klimakrise an bestimmten Extremwetterereignissen hat”, sagt Klimahaus-Geschäftsführerin Ingrid Hayen. Die knapp 15 Millionen Euro teure Präsentation sei weltweit einmalig und verfolge ein ganz neues Vermittlungskonzept.

Die Idee entstand bereits vor zehn Jahren. “Extremwetter sind die größten Auswirkungen des Klimawandels – und vielleicht auch die offensichtlichsten”, so Hayen. Daher habe man bei dem Thema mehr in die Tiefe gehen wollen.

Im ersten Teil der Schau erfahren die Besucher, was Extremwetter überhaupt ist. Sie lernen, dass die höchste je gemessene Lufttemperatur bei 56,7 Grad Celsius liegt. Dass das größte entdeckte Hagelkorn einen Durchmesser von 20 Zentimeter hatte. Und dass die größte ermittelte Regenmenge, die in einer Minute pro Quadratmeter niederging, 38,1 Liter beträgt.

Im zweiten Teil geht es dann auf die virtuelle Reise mit der Plattform. Prominente Begleitung gibt es von der Meteorologin und Astronauten-Kandidatin Insa Thiele-Eich, die in den gezeigten Videos als Moderatorin auftritt. Die genutzten Spezialeffekte sind übrigens dem Showtheater und Themenparks entlehnt. “Das ist eine ziemlich verrückte Idee”, meint Gestalter Jan Löken.

In einem dritten Teil kommen in kurzen Videos Menschen zu Wort, die Extremwetter selbst erlebt haben und/oder sich gegen den Klimawandel engagieren. “Während des Zyklons Sidr im Jahr 2007 herrschten unter den Dorfbewohnern Angst und Schrecken”, erzählt etwa eine Frau aus Bangladesch. “Es wurden viele Häuser zerstört, Bäume entwurzelt und Kühe getötet.” Der Wirbelsturm habe sie dazu animiert, Mangroven zu pflanzen. Sie sorgten für festere Böden und böten bei Windböen Schutz. “Wir pflanzen sie, um unser Leben zu retten.” Wissenschaftler wie die Klimaforscherin Friederike Otto ordnen die Aussagen ein.

Die Ausstellung sei auf der einen Seite ein Erlebnis für die Museumsgäste, sagt Geschäftsführerin Hayen. Auf der anderen Seite lasse sie die Besucher nachdenklich zurück. Im dritten Teil erhielten sie daher von den “Augenzeugen” konkrete Anregungen, wie sie sich selbst für den Schutz der Erde und des Klimas einsetzen könnten. Was die Besucher aus diesen Informationen machen, bleibe jedem und jeder selbst überlassen: “Wir wollen niemanden missionieren.”

Eigentlich sollte die Schau schon in dieser Woche eröffnet werden. Doch der Termin wurde wegen technischer Probleme kurzfristig auf Anfang 2025 verschoben. “Bis zum Wochenende dachten wir noch, es klappt”, so Hayen. Allerdings müssten einige technische Details noch aufeinander abgestimmt werden. “Die Baustelle ist ein absolutes Unikat, ohne Vorbilder oder Erfahrungswerte. Nun hoffen wir auf Januar.”