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Neue Chefin Tricia Tuttle soll Berlinale in Erster Liga halten

Nach fünf Jahren mit einer Doppelspitze kehrt die Berlinale im kommenden Jahr zu einer alleinigen Leitung zurück. Die künftige Chefin wechselt von der Themse an die Spree.

Die künftige Berlinale-Chefin Tricia Tuttle soll das Festival in der Ersten Liga der Filmfestivals der Welt halten. Diesen Auftrag gab der Aufsichtsrat der designierten Intendantin mit auf den Weg. Die 53-jährige US-Amerikanerin und frühere Leiterin des London Film Festivals folgt im April auf die bisherige Doppelspitze aus dem künstlerischen Leiter Carlo Chatrian und Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek.

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin kehren damit zu einer Führungsstruktur mit einer alleinigen Spitze zurück. Am Dienstag stimmte der Aufsichtsrat dem Vorschlag einer Findungskommission zu, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) im Anschluss mitteilte.

Tuttle sei “die absolut richtige Wahl, um die Berlinale in eine sehr erfolgreiche Zukunft zu führen”, sagte Roth. Mit der neuen Intendantin werde das Berliner Filmfestival “in der Ersten Liga mit Cannes, mit Venedig, mit Toronto” spielen. Die Berlinale habe “ein einzigartiges Profil”, sie sei das größte Publikumsfestival, ein politisches Festival und repräsentierte den Arthouse-Film.

Die designierte Berlinale-Intendantin bringe 25 Jahre Film- und Filmfestivalerfahrung mit, so Roth weiter. Das BFI London Film Festival habe unter ihrer Leitung Publikum hinzugewonnen und international an Profil und Bedeutung zugelegt. Es sei zudem “bunter, vielfältiger und zugänglicher” geworden. Tuttle habe “große Filme und wichtige Stars an die Themse gelockt”.

Die künftige Chefin selbst sagte, die Berlinale sei ein Vorreiter unter den großen Filmfestivals – “einladend und inklusiv und randvoll mit einer atemberaubenden Vielfalt an Filmen”. Sie zeige, “dass das Kino eine äußerst lebendige, oft magische Kunstform ist, die die Art und Weise, wie wir die Welt sehen und wie wir einander verstehen, verändern kann”.

Tuttle war in ihrer Laufbahn in leitenden Positionen beim British Film Institute (BFI), der British Academy of Film and Television (BAFTA) und der National Film and Television School (NFTS) tätig. Zurzeit ist sie Leiterin der Abteilung “Directing Fiction” an der NFTS. Davor war sie ein Jahrzehnt lang beim British Film Institute tätig, zunächst als stellvertretende Leiterin des Londoner Film Festivals und dann als Festivalleiterin.

Die derzeitigen Berlinale-Leiter Chatrian und Rissenbeek verantworten noch die kommende 74. Ausgabe des Festivals vom 15. bis zum 25. Februar. Sie leiten das Filmfestival seit 2019 gemeinsam. Das Duo übernahm damals von Dieter Kosslick, der die Berlinale von 2001 bis 2019 als Direktor geführt hatte.

Rissenbeek hatte bereits im März erklärt, ihren Vertrag nicht über März hinaus verlängern zu wollen. Um den möglichen Verbleib Chatrians hatte es Streit gegeben, im Zuge dessen er ebenfalls angekündige, das Festival zu verlassen. Internationale Filmschaffende wie Martin Scorsese, Kristen Stewart und Margarethe von Trotta kritisierten in einem offenen Brief das Verhalten der Kulturstaatsministerin als “schädlich, unprofessionell und unmoralisch”.

Roth sagte bei der Vorstellung der Nachfolgerin, Chatrian und Rissenbeek hätten Großes geleistet und die Berlinale durch besonders schwere Zeiten geführt. In der Corona-Pandemie hatte das Duo das Festival immer wieder unter neuen Rahmenbedingungen präsentieren müssen.