Im Merseburger Dom in Sachsen-Anhalt ist am Mittwoch eine neue Ausstellung zu den Merseburger Zaubersprüchen eröffnet worden. Die Schau in der Südklausur zeigt, wie die schriftlich überlieferten heidnischen Beschwörungsformeln seit ihrer Entdeckung 1841 in der Literatur dargestellt wurden, teilten die Vereinigten Domstifter am Mittwoch in Naumburg mit.
Die 1842 von Jacob Grimm (1785-1863) vorgestellten „merseburger gedichte“ haben demnach recht bald Eingang in Sammlungen zur deutschen Literaturgeschichte gefunden. Bereits 1879 seien sie etwa in dem Roman „Kuning Hartfest“ von David Friedrich Weinland (1829-1915) aufgetaucht.
Ausstellungsobjekte seien zumeist die Erstausgaben der betreffenden Bände, etwa Thomas Manns „Doktor Faustus“ sowie Umberto Ecos italienische Erstausgabe des Werks „Im Namen der Rose“.
Die Zaubersprüche sind laut Domstifter die einzigen in Deutschland erhaltenen heidnischen Beschwörungsformeln, etwa zur Befreiung von Gefangenen oder gegen Fußkrankheiten. Sie seien vor über 1.000 Jahren von einem Mönch aufgeschrieben worden.
Sie gehörten darüber hinaus zu den wichtigsten Zeugnissen für die Entwicklung der deutschen Sprache, hieß es. Ihre Erhaltung verdeutliche das Nebeneinander heidnischer und christlicher Praktiken.
Die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg haben daher die Aufnahme der Zaubersprüche in das Weltdokumentenerbe der Unesco beantragt. Der Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek Merseburg, Markus Cottin, sei zudem zum „Zauberspruchkoordinator“ ernannt worden, hieß es.