DRESDEN/LÜDENSCHEID –Sachsen hat einen neuen evangelischen Landesbischof. Mit dem Übergang von Jochen Bohl (65), der in den Ruhestand gegangen ist, zum 47-jährigen Carsten Rentzing werde mehr als nur ein Generationswechsel vollzogen, heißt es. Bohls Stellungnahmen zu kirchlichen und gesellschaftlichen Fragen waren von liberaler Haltung geprägt. Rentzing hat sich bisher deutlich im theologisch konservativen Spektrum positioniert. Nun steht der ehemalige Gemeindepfarrer aus dem Vogtland an die Spitze aller sächsischen Protestanten.
Abschied von Jochen Bohl
In einem Festgottesdienst wurde der promovierte Theologe in der Dresdner Kreuzkirche eingeführt. Verabschiedet wurde der bisherige Landesbischof Jochen Bohl, der aus dem westfälischen Lüdenscheid stammt.
Carsten Rentzing, der Ende Mai dieses Jahres von der Synode zum Bischof gewählt wurde, leitet die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens in den nächsten zwölf Jahren. Ihr gehören etwa 740 000 Mitglieder an.
Der leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich, verabschiedete und entpflichtete Rentzings Amtsvorgänger. Jochen Bohl stand der sächsischen Landeskirche seit 2004 vor. Er blickt auf mehr als 40 Dienstjahre zurück, davon über 20 Jahre im Bereich der westfälischen und rheinischen Landeskirche.
Rentzing verurteilte in seiner Antrittspredigt als Landesbischof Gewalt gegen Flüchtlinge und kritisierte eine „Taubheit“ gegenüber Bedürftigen. „Notleidenden Menschen mit Hass und Ablehnung zu begegnen, entspricht niemals dem Geiste Christi. Und so können Menschenhass und Gewalt nur unseren entschiedenen Widerspruch hervorrufen“, sagte Rentzing.
Auf das Thema homosexuelle Partnerschaften in Pfarrhäusern und seine eigene umstrittene Haltung dazu ging Rentzing nicht ein. Allerdings sprach er von der „ganzen Vielfalt unserer Landeskirche, die es weiter geben muss“. Nur wenige Tage vor der Amtseinführung hatte er in einem Zeitungsinterview geäußert, dass Homosexualität laut Bibel „nicht dem Willen Gottes entspricht“.
Dafür erhielt er Kritik innerhalb der Kirche und aus der Politik. Nach der Bischofseinführung protestierten einige Demonstranten vor der Kreuzkirche gegen Homophobie.
Unter großer Anteilnahme wurde der bisherige Landesbischof Jochen Bohl aus seinem Amt verabschiedet. Der Berliner Landesbischof Markus Dröge erinnerte an Bohls Wirken auch auf internationaler und ökumenischer Ebene. Ebenso sei er maßgeblich am Reformprozess der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beteiligt gewesen. Noch bis November ist Bohl stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) nannte Bohl einen „politischen Bischof, der klare und deutliche Worte zu aktuellen Themen fand und der für viele Menschen auch außerhalb der Kirche im wahrsten Sinne ein Seelsorger ist“. Immer habe Bohl Hass und Gewalt gegen Flüchtlinge verurteilt und zu Integration und Nächstenliebe aufgerufen. epd