Aktuell erkunden viele Jungvögel ihre Umgebung. Aber darf ich sie zurück ins Nest setzen, wenn sie auf der Straße hocken? Und was muss ich beachten, wenn ich eine Katze habe? Eine Biologin gibt Tipps.
Wer in diesen Tagen vermeintlich allein gelassene junge Vögel im Gebüsch oder auf Wiesen piepsen hört, sollte diese möglichst in Ruhe lassen. Darauf macht der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern aufmerksam. Denn die Tiere rufen nicht nach menschlicher Hilfe, sondern halten durch diese Laute Kontakt mit ihren Eltern, wie es in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung heißt. Hilflos seien sie daher nicht. “Bitte die Jungvögel unbedingt an Ort und Stelle lassen. Greift der Mensch in dieser sensiblen Phase ein und nimmt ein Jungtier in Obhut, unterbricht er die Bindung zwischen Alt- und Jungvogel”, sagte Biologin Angelika Nelson.
Viele Vogelarten verließen ihr Nest, bevor sie fliegen könnten, heißt es weiter. Vogeleltern suchten bis zu 24 Stunden nach verlorenen Jungtieren. Hilfe benötigten diese nur, wenn sie nach zwei bis drei Stunden noch immer nicht von einem Altvogel gefüttert worden seien oder wenn sie verletzt seien.
Drohe unmittelbare Gefahr, etwa durch Katzen oder den Straßenverkehr, könne man die Tiere allerdings kurz aufnehmen und an einen geschützten Ort setzen. Dieser solle in direkter Nähe des Fundorts und in Hörweite zu den Vogeleltern liegen. “Anders als bei, zum Beispiel, Rehkitzen nehmen Vogeleltern ihre Jungen wieder an, wenn diese von einem Menschen berührt wurden”, so Nelson. Vögel, die noch keine Federn hätten, könne man wenn möglich ins Nest zurücksetzen. Mitnehmen dürfe man die Tiere aber nicht: “Jungvögel sind Wildtiere, sie dürfen nur vorübergehend aufgenommen werden, wenn sie verletzt, krank oder tatsächlich hilfsbedürftig sind. Ansonsten liegt ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz vor”, heißt es.
Auch Hauskatzen jagten die Vögel, so die Mitteilung weiter. Wer Katzen besitze, solle diese daher für einige Tage im Haus halten, wenigstens am Morgen und am Abend – vor allem dann, wenn Jungvögel im Garten oder in der Nachbarschaft unterwegs seien. Da sie noch nicht fliegen könnten, seien sie ansonsten leichte Beute. Um den Vögeln Rückzugsorte zu bieten, biete es sich zudem an, den eigenen Garten naturnah zu gestalten, etwa mit abwechslungsreichen, heimischen Pflanzen: “Vögel finden dort Beeren und Insekten als Nahrung und können sich in dornigen Büschen gut verstecken”, sagte Nelson.