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Nachruf auf Hartwig Eschenburg: Ein Meister der Chormusik

Er brachte Generationen von Menschen zum Singen: Kirchenmusikdirektor Hartwig Eschenburg. Die Trauerfeier für ihn findet am Freitag, 14. Februar, um 14 Uhr in St. Johannis Rostock statt.

Brachte unzählige Menschen aus Rostock und Umgebung um Singen:Hartwig Eschenburg
Brachte unzählige Menschen aus Rostock und Umgebung um Singen:Hartwig EschenburgMecklenburgische & Pommersche Kirchenzeitung / Archiv

In den frühen Morgenstunden des 4. Februar ist Kirchenmusikdirektor Professor Hartwig Eschenburg im Alter von 91 Jahren heimgerufen worden. In den letzten Wochen immer schwächer geworden, durfte er im Frieden gehen. An seinem Kranken- und Sterbelager haben seine vier Kinder und weitere Angehörige noch oft gesungen und musiziert.

Er stammte aus Warnemünde, studierte evangelische Kirchenmusik in Halle an der Saale und schloss 1957 mit dem A-Examen ab. Zunächst war er Kantor und Organist an der Stiftskirche in Bützow. 1960 wurde er Kirchenmusiker der St. Johanniskirche in Rostock. Dort gedieh eine umfangreiche kirchenmusikalische Arbeit mit dem Schwerpunkt bei den Chören. So wurde aus einer kleinen Kurrende eine mit etwa 70 Kindern. Aus dem Kirchenchor wurde der Figuralchor für große Oratorienaufführungen, mit etwa 120 Sängerinnen und Sängern. Aus dem Choralchor wurde eine große Jugendkantorei mit etwa 90 Mitwirkenden. Es gab einen Kreis „Offenes Singen für ehemalige Chormitglieder und andere Sangesfreudige“.

Hartwig Eschenburg: Orffs Weihnachtsgeschichte auf Plattdeutsch

1964 gründete Eschenburg den Rostocker Motettenchor, ein übergemeindliches Ensemble für besonders anspruchsvolle Kirchenmusik. Der Motettenchor wurde über die Grenzen Mecklenburgs hinaus bekannt. Er sang an renommierten Orten wie der Thomaskirche in Leipzig und unternahm auch Konzertreisen in die weite Welt, so 1995 an die Westküste der USA zum Oregon-Bach-Festival mit einer Aufführung des „War-Requiems“ von Benjamin Britten in internationaler Besetzung. Für die zahlreichen Aufführungen seiner Chöre, bei denen Orchester gebraucht wurden, entstand 1983 das „Kantatenorchester St. Johannes“ aus Berliner Musikstudenten, zu denen auch seine Kinder gehörten.

Schwerpunkt war die Kirchenmusik: Umfangreiche Probenarbeit, Singen und Musizieren im Gottesdienst, Konzerte in vielen Kirchen. Die jährliche Singwanderung des Choralchores fand ein begeistertes Publikum und veranlasste zu DDR-Zeiten die Behörden zu Misstrauen und erhöhter Wachsamkeit. Zu einem Höhepunkt wurde immer wieder die Aufführung der Weihnachtsgeschichte von Carl Orff, zu der Eschenburg die plattdeutsche Fassung geschrieben hatte. Die Einstudierung dieses Werkes mit Kindern und Jugendlichen bereitete ihm besondere Freude.

2000 ging es für Hartwig Eschenburg in den Ruhestand

2000 trat Hartwig Eschenburg in den Ruhestand. Er wirkte noch bis 2017 als Honorarprofessor für Chorleitung und Oratorieninterpretation an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Vielen Menschen, besonders Heranwachsenden, wurde er Begleiter auf dem Lebensweg. Seine Probenarbeit hatte eine dem Einzelnen zugewandte Seite. Er verband Hinweise zur Interpretation der Musik oft mit Glaubens- und Lebensfragen.
Nach einem Konzert 1999 schrieb er: „Gerade die schlichte Musik ist es oft, die unser Inneres zum Klingen bringt. Ehrfurcht, Demut und Liebe sprechen aus den Weihnachtsliedern – Dimensionen des Menschlichen, die im rasanten Fortschritt materiell bestimmten Lebens nur zu leicht zu verkümmern drohen.“

Bitte beachten: Die Trauerfeier findet am Freitag, 14. Februar, um 14 Uhr, in St. Johannis Rostock statt – nicht in Biesow, wie irrtümlich in der Mecklenburgischen & Pommerschen Kirchenzeitung berichtet. Bitte geben Sie diesen Hinweis an Leserinnen und Leser der Zeitung weiter. Vielen Dank!