Für ihr neues Ausstellungskonzept hat die Anatomische Sammlung des Uni-Klinikums Jena am Mittwoch den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis des Thüringer Museumspreises erhalten. Beeindruckend sei die zeitgemäße und kritische Präsentation ausgewählter Präparate, hieß es in der Begründung der Jury am Mittwoch. Gleichzeitig wurde darin auf die ethisch-moralische Problematik der Verwendung menschlicher Leichname in der Anatomie und deren jeweilige gesellschaftliche Kontexte hingewiesen.
Ulrike Lötzsch vom Institut für Anatomie am Uni-Klinikum erklärte, die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Sammlung, die Forschung zur Herkunft der Exponate und der Umgang mit Teilen menschlicher Körper sei wesentlicher Bestandteil des Ausstellungskonzeptes. Es solle bewusst gemacht werden, dass dort Menschen gezeigt werden. Deswegen untersuche das Sammlungsteam auch, wie Körperteile in die Sammlung gelangten und stelle die Ergebnisse in den wissenschaftlichen und moralisch-ethischen Kontext der jeweiligen Zeit.
Der Kustos der Sammlung, Christoph Redies, erklärte, bei drei Schädeln aus der Kolonialzeit sei die Universität im Gespräch mit dem Botschafter Namibias über eine Rückführung. Die Sammlung umfasse unter anderem etwa 1.500 menschliche Präparate sowie 500 Modelle und Abgüsse.
Die Lehr- und Forschungssammlung der Jenaer Anatomie befindet sich in den ältesten Räumen der Universität. Seit über 200 Jahren dient das Refektorium des ehemaligen Dominikanerklosters der Medizinerausbildung. Seit zwei Jahren ist die Sammlung im Rahmen regelmäßiger Führungen öffentlich zugänglich.