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Museumsbund kritisiert Eingriffe durch Politik und Selbstzensur

Kulturkampf, Kontrolle, Gegenwehr: Auf Deutschlands größter Museumskonferenz diskutieren rund 1.000 Teilnehmende über die Rolle von Museen für die Demokratie. Im Fokus steht auch eine zunehmende politische Einflussnahme.

Der Deutsche Museumsbund sieht die Ausstellungshäuser bundesweit zunehmend in ihrer Freiheit und Unabhängigkeit beschnitten. “Politik und Träger greifen immer wieder in die Arbeit der Museen ein. Die Grenze zwischen legitimer Steuerung und Übergriffigkeit ist schmal, bisweilen sogar ziemlich unscharf”, sagte Präsidentin Wiebke Ahrndt am Montag in Chemnitz auf der Jahrestagung des Dachverbands vor rund 1.000 Teilnehmenden.

Die Einflussnahme durch Politik und Verwaltung reiche von starren Vorgaben über Einflussnahme auf Stellenprofile bis hin zu Eingriffen in die inhaltliche Programmgestaltung, hieß es. Museen müssten aber in ihrer Arbeit, der Wahl ihrer Inhalte und in der Kommunikation frei sein. Diese Freiheit habe der Staat zu gewährleisten.

Gerade vor dem Hintergrund einer zunehmenden Demokratiefeindlichkeit seien Museen auf eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihren Trägern und der Politik angewiesen, betonte Ahrndt. Der “Kulturkampf von rechts” sei eine zunehmende Herausforderung. In allen Bundesländern sei man vermehrt mit demokratiefeindlichen Übergriffen konfrontiert. Rechte politische Akteure versuchten gezielt, Museen zu verunsichern, zu destabilisieren und ihre demokratiefördernden Programme infrage zu stellen. Nicht zuletzt deshalb stehe die Jahrestagung unter dem Leitwort: “Museen stärken Demokratie”. Deutschlands größte Museumskonferenz diskutiert darüber noch bis Mittwoch.

Ahrndt hob hervor, Museen seien grundsätzlich demokratiebildend und förderten den Respekt vor fremden Positionen. “Sie veranschaulichen diverse Wertesysteme, schaffen ästhetische Zugänge zu komplexen Inhalten, kontextualisieren aktuelle Ereignisse, setzen sich wissenschaftlich mit polarisierenden Themen auseinander und ermöglichen Raum für Diskurse.”

Ahrndt rief die Kulturschaffenden auf, noch mutiger zu werden und Haltung zu zeigen. Wichtig sei, “dass wir uns nicht durch eine vorauseilende, selbst auferlegte Zensur in unserer inhaltlichen Arbeit einschränken, etwa aufgrund von finanziellen Abhängigkeiten oder weil wir befürchten, zur Zielscheibe zu werden”. Hier müssten sich die Museen kontinuierlich hinterfragen, inwieweit eine entsprechende Selbstzensur bereits stattfinde und wie dieser entgegengewirkt werden könne.