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Museum Hameln zeigt die Ausstellung „Hexenwahn: Glaube. Macht. Angst.“

Immer haben Menschen an übernatürliche Kräfte geglaubt. Aber Glaube kann nicht nur festigen, sondern auch Ängste und Unsicherheiten transportieren. Das zeigt die Ausstellung „Hexenwahn“ in Hameln.

Dienen in der Schau als Symbole für Hexerei: Butterfass, Reisigbesen, Heugabel, Kupferkessel und Holzfass.
Dienen in der Schau als Symbole für Hexerei: Butterfass, Reisigbesen, Heugabel, Kupferkessel und Holzfass.Joachim Göres

Hexenjagd, Hexenkessel, Hexenschuss – Begriffe, die auch heute noch gebräuchlich sind. Sie alle beziehen sich auf den einst verbreiteten Glauben an Hexen. Gemeint sind Menschen, die angeblich übernatürliche Kräfte besitzen und diese in böser Absicht einsetzen. Das Museum Hameln widmet diesem Thema derzeit die Sonderausstellung „Hexenwahn: Glaube. Macht. Angst.“. Deutlich wird, dass solche Vorstellungen zunächst von der Kirche abgelehnt, aber später genährt wurden.

Bischof Burchard von Worms (965-1025) bezeichnete sogenannte Hexen als harmlose Frauen, die sich Kräfte zuschrieben, die sie gar nicht hätten. Angesichts großer Krisen mit Pest und Naturkatastrophen verbreitete sich der Hexenglaube im 14. Jahrhundert stark – für das massenhafte Sterben wurde Frauen und in geringerem Maße auch Männern die Schuld gegeben, die durch ihr Aussehen (zum Beispiel rote Haare), durch ihr Verhalten oder einfach nur aus Missgunst als Sündenböcke herhalten mussten.

Es gibt einiges zum Gruseln

In der Kirche von Großenwieden, heute ein Stadtteil von Hessisch Oldendorf, wurde 1450 der Chorraum in flammendem Rot gestaltet – er zeigt ein Fegefeuer mit Teufeln und Hexen. 100 Jahre später verbreiten sich solche Vorstellungen auch stark in der neu entstandenen evangelischen Kirche.

In der Hamelner Ausstellung wird der Wortlaut eines Urteils präsentiert, das am 25. August 1654 in Rinteln gegen Maria Schnökel gefällt wurde: „Dass die Angeklagte wegen ihrer Abwendung von dem lieben Gott, wegen Gemeinschaft mit dem leidigen Satan, auch wegen Vergiftung von Menschen und Vieh, ihr selbst zu wohlverdienter Strafe, anderen aber zur Abscheu, mit dem Feuer vom Leben zum Tode abzustrafen und hinzurichten sei.“

Geständnisse wurden den Angeklagten unter Androhung oder Vollzug der Folter abgepresst. Zu sehen sind unter anderem Beinschraube, Fingerschraube und Peitsche. Auch sonst gibt es einiges zum Gruseln. Dazu gehört ein eiserner Stuhl, auf dem vermutlich Anna Maria Ziegler 1575 in Wolfenbüttel als angebliche Hexe verbrannt wurde. Auch ein Richtschwert aus Hessisch Oldendorf von 1700 sowie der Schädel einer der Hexerei beschuldigten und enthaupteten Frau werden gezeigt.

Zwischen Kinderbett und Butterfass

Ein Kinderbett steht symbolisch für die hohe Säuglingssterblichkeit, für die oft Hexen die Schuld gegeben wurde. Daneben ist ein Butterfass platziert – wenn Kühe keine Milch gaben, wurden Hexen auch dafür verantwortlich gemacht. War Bier oder Wein verdorben, suchte man ebenfalls die Schuld bei Hexen, denen unterstellt wurde, schwarze Kräuter in das Holzfass geworfen zu haben.

Ein Koran und eine Bibel liegen hinter einer Vitrine, mit Verweis auf Stellen in den heiligen Schriften. „Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen“, heißt es im 2. Buch Mose. An anderer Stelle wird das einst weit verbreitete Buch „Der Hexenhammer“ präsentiert, in dem der Dominikanermönch Heinrich Kramer 1487 die Verfolgung der Hexerei fordert. Gegen diese Vorstellung argumentiert der Jesuitenpater Friedrich von Spee in seinem Werk „Cautio Criminalis“ von 1631, dem damals wichtigsten Buch, das sich gegen die Hexenverfolgung ausspricht.

Auf einem Gemälde ist das Porträt des Juraprofessors Christian Thomasius zu sehen, Autor der Schrift „De crimine magiae“ von 1701. Darin bestreitet er die Existenz von Teufelspakt und Hexerei und spricht sich gegen die Folter aus. Die genauen Argumente der Gegner und Befürworter werden allerdings nur angedeutet.

Deutlich wird in der Ausstellung, dass der Glaube an Hexerei noch heute in vielen Teilen der Welt eine große Rolle spielt.

Bis 24. März im Museum Hameln, geöffnet Di-So, 11-18 Uhr.