In seinem Beileidsschreiben erinnert Kyrill I. an das historische Treffen zwischen dem gestorbenen Papst und ihm auf Kuba im Jahr 2016. Und kann sich eine posthume politische Instrumentalisierung nicht verkneifen.
Als “weltweite Stimme für Gerechtigkeit und Mitgefühl” hat der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. den am Ostermontag gestorbenen Papst Franziskus gewürdigt. Dessen Engagement, “solidarisch mit den Leidenden und Ausgegrenzten zu sein, war von besonderer Bedeutung”, schreibt das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt in einer an den päpstlichen Kämmerer (Camerlengo), Kardinal Kevin Farrell, gerichteten Botschaft.
Kyrill erinnerte an das historische Treffen zwischen Papst Franziskus und ihm 2016 in Havanna/Kuba; das erste Treffen zwischen einem Papst und einem Patriarchen von Moskau überhaupt. Die Begegnung, so der Patriarch, spiegele den gemeinsamen Wunsch der Kirchen wider, jene “Wunden zu heilen, die durch Konflikte der fernen und jüngsten Vergangenheit entstanden sind” und “die Bemühungen zu vereinen, das Evangelium Christi und das gemeinsame Erbe der Kirche des ersten Jahrtausends zu bezeugen”.
Der Moskauer Patriarch nutzte sein Schreiben auch, um den Papst einmal mehr für die politische russische Agenda zu instrumentalisieren. Wörtlich lobte er die “Erklärungen des Papstes zur Verteidigung der Religionsfreiheit”, insbesondere jene bezüglich der “verfolgten Ukrainischen Orthodoxen Kirche” (UOK). Dass Papst Franziskus zugleich auch immer wieder seine Solidarität mit dem unter dem Krieg leidenden ukrainischen Volk bekundete, erwähnte Kyrill nicht.
Die UOK steht in der Ukraine schwer unter Druck, weil ihr vorgeworfen wird, nach wie vor mit Moskau zu sympathisieren. Die Regierung in Kiew unterstützt die mit der UOK konkurrierende Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU).
Würdigung und Beileid zum Tod von Papst Franziskus kamen auch vom bulgarisch-orthodoxen Patriarchen Daniel. Es sei kein Zufall, dass das letzte autobiografische Buch von Franziskus den Titel “Hoffnung” trug, so der Patriarch in einer Erklärung in Sofia: “Mit dieser Hoffnung, mit der er sein Leben gelebt hat, mit dieser lebendigen Erwartung der Auferstehung, die in der Person des Siegers über den Tod, des Gottmenschen Jesus Christus, bereits hier unter uns ist, wenden wir uns im Gebet an Gott für die Ruhe der Seele von Papst Franziskus.”