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Mit geistlichem Segen ins neue Bartgeier-Zuhause

Seit 2021 werden jedes Jahr in den Berchtesgadener Alpen zwei junge Bartgeier ausgewildert. An diesem Dienstag ist es wieder so weit: Zwei Bartgeier aus Österreich und der Schweiz werden in eine für sie vorbereitete Felsnische im Klausbachtal gebracht, wo sie in drei bis vier Wochen zu ihrem Jungfernflug abheben werden. Erstmals findet die Auswilderung mit geistlichem Beistand statt. Vikar Daniel Jägers von der evangelischen Kirchengemeinde Bad Reichenhall-Berchtesgaden erzählt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), warum der Termin für ihn so besonders ist.

epd: Zwei junge Bartgeier werden erstmals mit geistlicher Unterstützung ausgewildert. Freuen Sie sich über so einen außergewöhnlichen Termin?

Daniel Jägers: Na klar. Das ist schon was Besonderes. Das Bartgeier-Projekt steht ja auch für das kirchliche Schöpfungsthema und den Schutz der Natur. Ich finde da eine geistliche Begleitung sehr schön. Und für uns als Kirche ist es auch eine gute Gelegenheit, all den Leuten zu danken, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.

epd: Sie sind ein Bergsport-Fan und haben die Sektion „Gipfelkreuz“ des Deutschen Alpenvereins mitgegründet. So ein Bartgeier-Termin passt ja dann perfekt zu Ihren Interessen, oder?

Jägers: Ja, total. Ein selbstgewähltes Schwerpunktthema im Rahmen meines Vikariats war das Thema „Verkündigung am Berg“. Ich bin gern in den Bergen und klettere auch gern – aber natürlich nicht bei den Bartgeiern. Die Aussetzung der Bartgeier in ihre Felsnische übernehmen die Profis im kleinen Kreis. Wir bleiben unten im Tal, wo der Festakt stattfindet.

epd: Was machen Sie denn genau bei dem Festakt? Vielleicht auch eine Tauffeier? Die zwei Bartgeier haben ja noch keine Namen…

Jägers: Ich werde mit meinem katholischen Kollegen ein Grußwort sprechen, ein Gebet und einen Segen für die Bartgeier und das Auswilderungsprojekt. Und ja, eine Namenstaufe mit öffentlicher Bekanntgabe der Namen gibt es auch – dafür sind aber nicht wir Pfarrer zuständig. Von all dem Trubel werden die Bartgeier zudem so wenig wie möglich mitbekommen, weil es für sie zu viel Stress wäre. Sie werden die meiste Zeit in einer Hütte abgeschirmt und nur kurz der Öffentlichkeit präsentiert, bevor es dann hoch in ihr neues Zuhause geht. (1750/26.05.2025)