Schleswig. Statt „Taufstein“ zu sagen, legt Dom-Führer Jörg Murawski seine Hand vorsichtig und schützend auf seinen Kopf, das Wort „Pastor“ übersetzt er in Gebärden, indem er ein Beffchen am Hals nachzeichnet: Seit Kurzem bietet Murawski Führungen für Hörgeschädigte und Gehörlose im Schleswiger Dom an.
Je nach Kreis der Teilnehmer werden die Führungen zwischen einer und eineinhalb Stunden dauern. Maximal zehn Personen können teilnehmen. „Gerade für Gehörlose und Hörgeschädigte ist es wichtig, dass alle untereinander gut Blickkontakt behalten können“, erklärt Murawski, der es als Herausforderung sieht, religiöse Fachbegriffe in Gebärdensprache zu übersetzen.
Differenzierte Sprache
Auch wenn diese Sprache differenziert sei und zum Beispiel für einen „Steinaltar“ eine andere Gebärde benutzt werde als für einen „Holzaltar“, sei es nicht einfach, beispielsweise zu erklären, warum „die blaue Madonna“ genau diesen Namen trägt.
Um dies den Teilnehmern der Führungen dennoch zu vermitteln, greift Murawski, der früher als archäologischer Zeichner auf Schloss Gottorf gearbeitet hat, sowohl auf konkrete als auch auf abstrakte Gebärden zurück, notfalls auch auf Buchstaben, die mit Gebärden dargestellt werden. Auf die Idee, die allgemeinen Domführungen um dieses spezielle Angebot zu erweitern, ist Reinhard Müller gekommen, der seit 30 Jahren Pastor am Landesförderzentrum Hören und Kommunikation in Schleswig ist. Gleichzeitig ist er Pastor der Hörgeschädigtengemeinde im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg, zu der der neue Dom-Führer Jörg Murawski gehört.