Der bayerische Kunstminister und bekennende Protestant Markus Blume (CSU) hat die Kirchen bestärkt, sich politisch zu Wort zu melden. „Ich finde es gut, dass sich Kirchen engagieren und sich in politische Debatten einbringen“, sagte Blume am Mittwochabend in seinem Grußwort beim Jahresempfang der bayerischen evangelischen Landeskirche im Schloss Tutzing in Vertretung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Denn Deutschland und die Welt stünden vor gewaltigen Herausforderungen. Jeder sei daher gefragt, seinen Beitrag zu leisten – vor allem die Institutionen, die den derzeitigen Kräften der Angst etwas entgegensetzen könnten, sagte Blume. Die Kirchen hätten hier ein großartiges Angebot.
Er finde es ebenso wichtig, dass alle miteinander überlegen, wie man Deutschland auch wirtschaftlich wieder flott bekomme. „Denn am Ende wird immer auch über Wohlstand verhandelt“, sagte Blume, der auch Mitglied der bayerischen evangelischen Landessynode ist, also des Kirchenparlaments der rund 2,1 Millionen Protestanten im Freistaat. Es müsse gelingen, dass es allen Menschen im Land gutgehe und sie eine sichere Lebensgrundlage hätten. Dazu müsse es aber klügere Vorschläge geben, als nur zu sagen, Deutschland müsse mehr leisten und gesetzliche Feiertage streichen zu wollen, mahnte Blume.
Feiertage zu streichen – das sei nicht das Programm der bayerischen Staatsregierung. Hier stehe man an der Seite der Kirchen, betonte Blume. In den vergangenen Monaten war wiederholt über die Rolle der Kirchen diskutiert worden. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) etwa hatte im Bundestagswahlkampf die Kirchen für ihre Einmischung in die Asylpolitik kritisiert, auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) beklagte im April eine übertriebene Einmischung der Kirchen in die Tagespolitik im Stile einer NGO. Zuletzt nahm die politische Debatte über eine Streichung von Feiertagen wieder Fahrt auf, um die Wirtschaftsleistung Deutschlands zu steigern.
Nicht zuletzt die Papst-Wahl habe gezeigt, dass Glaube und Religion eben doch nicht egal seien, sagte Blume weiter. Wenn über die Rolle der Kirchen diskutiert und der neue Papst Leo XIV. als Gegenentwurf zum US-Präsidenten Donald Trump gesehen werde, sei das ein Zeichen für die kirchliche Relevanz in der Gesellschaft.
Auch der bayerische Landesbischof Christian Kopp ging in seiner Begrüßung auf die Rolle der Kirche in Zeiten „großer Zumutungen“ ein. „Menschen reagieren emotional und sehr sensibel: manche verletzt, manche wütend“, sagte der evangelische Theologe. „Die einen reagieren, indem sie auf andere losgehen, die anderen, indem sie sich zurückziehen. Die Dritten suchen neue Formen des Ausgleichs.“ Der christliche Glaube hingegen lade dazu ein, Spannungen auszuhalten und Brücken zu bauen, sagte Kopp. Das sei auch die Aufgabe der evangelischen Kirche.
Der Jahresempfang stand unter dem Motto „Zwischen Anspruch und Empfindlichkeit“. Das Thema betreffe alle, sagte Kopp: die Kirche, die Gesellschaft, die Personen. „Wir leben in einer Zeit großer Zumutungen – politisch, digital, existenziell.“ Die Kirche wolle eine Gesellschaft mitgestalten, in der Haltung zähle und nicht Lautstärke.