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Milosevic-Enkel strebt große politische Karriere in Serbien an

In Serbien herrscht Nostalgie um den 2006 gestorbenen Autokraten Slobodan Milosevic. Nun will ein Nachfahre das zu seinen Gunsten nutzen – für eine eigene politische Karriere.

Der Enkel des wegen Kriegsverbrechen angeklagten serbischen Autokraten Slobodan Milosevic (1941-2006) hat verkündet, in die Fußstapfen seines verstorbenen Großvaters treten zu wollen. Dieser sei ein “Symbol von kompromisslosem Patriotismus und unglaublichem Mut” gewesen, sagte Marko Milosevic (25) laut serbischen Medienberichten am 18. Todestag des Machthabers (Montag). Daher sei es eine “besondere Ehre”, ihm nachzueifern, so der Nachwuchspolitiker, der kürzlich über die Liste der Sozialistischen Partei (SPS) ins Parlament einzog.

Slobodan Milosevic war einer der Hauptakteure der Jugoslawien-Kriege. Bei den Auseinandersetzungen der 1990er Jahre, die im Zerfall Jugoslawiens endeten, gab es auch ethnisch motivierte Massaker mit mehr als 140.000 Toten. Milosevic wurde 2001 an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausgeliefert. Dort starb er 2006 in seiner Zelle an einem Herzinfarkt, bevor es zu einem Urteil kam.

Mehrere Politologen attestieren Serbiens Gesellschaft eine wachsende “Milosevic-Nostalgie”. “Er wird zunehmend als jemand gesehen, der Serbiens Interessen während der 90er Jahre schützen wollte”, so der Experte Nikola Burazer. Am Montag legten Vertreter von Milosevics Sozialistischer Partei und anderer politischer Gruppen Kränze an seinem Grab nieder.