ROM/BIELEFELD – Die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat in Rom zu weiteren Fortschritten im Verhältnis der beiden großen Kirchen ermutigt. „An die Stelle der Verwerfungen ist das Gespräch getreten“, sagte sie in einem Gottesdienst in der deutschen Evangelischen Christuskirche in Rom. Das zeige sich in ökumenischen Gottesdiensten, im gemeinsamen Gebet und im einstimmigen Bekenntnis zu Christus. An dem Gottesdienst nahmen auch der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, sowie mehrere finnische Bischöfe teil.
Das Neue breche sich Bahn in vielen Pfarreien und Kirchengemeinden, in vielen konfessionsverbundenen Ehen, in regelmäßigen Gesprächen und guten Beziehungen zwischen evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern, sagte die westfälische Präses. In ihrer Predigt bezog sich Kurschus auf die Aussage des Apostels Paulus: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5,17)
Die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen hatte zuvor in Rom als stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende eine Etappe des Europäischen Stationenweges eröffnet. Der Stationenweg soll an Orte der Reformation erinnern, die vor 500 Jahren begann. Der Reformator Martin Luther war um das Jahr 1510 nach Rom gepilgert.
Auf dem Programm der dreitägigen Romreise stand auch eine Audienz bei Papst Franziskus. Dieser bekräftigte den Willen der katholischen Kirche zu mehr Ökumene und forderte dazu auf, „unsere Gemeinschaft zu vertiefen und ihr eine immer sichtbarere Form zu geben“. Im Geist des gemeinsamen Reformationsgedächtnisses solle vor allem im Fokus stehen, was die beiden großen Kirchen verbinde.
Franziskus bezeichnete die römische Etappe des zum 500. Reformationsjubiläum veranstalteten Stationenwegs unter der Leitung von Präses Annette Kurschus, als „bedeutsames ökumenisches Zeichen“. Bei der Begegnung in der vatikanischen Audienzhalle erinnerte er an seine Reise ins schwedische Lund zur Eröffnung des Reformationsgedenkjahrs am 31. Oktober. Er sei bewegt, wenn er an das gemeinsame Gebet in Lund zurückdenke.
Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise und wachsender Bedrohung durch den Terror nannte der Papst den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus ein „grünes Band der Hoffnung“ für Europa. Katholiken und aus der Reformation hervorgegangene Kirchen gehörten zueinander.
„Gemeinschaft, Versöhnung und Einheit sind möglich“, betonte Franziskus am Beginn der Gebetswoche für die Einheit der Christen.
Die westfälische Präses Annette Kurschus sagte im Anschluss: „Das ist sicher eine ganz besondere Etappe auf dem Stationenweg.“ Rom als Welthauptstadt des Katholizismus habe auch viele protestantische Traditionen. Rom sei eine Stadt mit einer lebendigen Ökumene, unterstrich die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen. epd
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Mehr Mut zur Ökumene
In Rom hat die westfälische Präses Annette Kurschus eine Etappe des Stationenweges eröffnet. Sie sieht Fortschritte im Verhältnis von katholischer und evangelischer Kirche
