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Mehr als „Heidi“-Romantik: Eine Schäfer-Familie in den Schweizer Alpen

Ein Jahr im Leben einer „Schäferfamilie“ zeigt eine gleichnamige Dokumentation auf Arte. Ein Leben, das mit verklärter „Heidi“-Romantik wenig zu tun hat und viel von allen Beteiligten fordert.

Claire kümmert sich allein um die Kinder, die Ziegen und alle übrigen Arbeiten, während ihr Mann Damien in den Bergen ist
Claire kümmert sich allein um die Kinder, die Ziegen und alle übrigen Arbeiten, während ihr Mann Damien in den Bergen istJean-Luc Perreard

400 Schafe, 80 Ziegen, drei Kühe, sechs Pferde, fast 200 Lämmer sowie 14 Hütehunde, dazu drei Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren und die Eltern Claire und Damien: Das ist die Schäferfamilie Jeannerat in den Schweizer Alpen. Dass das Leben der Familie voller Herausforderungen ist, zeigt ein Film von Regisseur Eric Guirado.

Der Film beginnt mit einem Hubschrauberflug über die fantastische Bergwelt in der Schweiz. Das Ziel ist ein Hochplateau mit einem See. Damiens Wohnort für die nächsten fünf Monate. Der Hubschrauber transportiert die Ausrüstung, die der Schäfer in dieser Zeit braucht. Hier finden die 400 Schafe der Herde das bessere Futter im Sommer. Die Herde und die Hütehunde fallen in seine Verantwortung.

Für Claire bedeutet das, dass sie sich die nächsten Monate um die drei Kinder und die restlichen Tiere kümmert. Eine Verantwortung, die sie manchmal an den Rand ihrer Kraft bringt.

Aus Liebe von England in die Schweizer Bergwelt

Claire stammt aus England, lebt aber seit 20 Jahren in der Schweiz. Das Leben als Schäferin stand nicht auf ihrem ursprünglichen Lebensplan. Gerne wäre sie auch woandershin gegangen. Doch ihr Mann hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Und so hat die Liebe gesiegt. Diese Liebe ist auch immer spürbar, wenn beide miteinander agieren, bei den Videotelefonaten und den raren Besuchen bei Damien und seiner Herde. Dabei weiß sie: „Manchmal ist es hart für uns alle.“ Besonders die Kinder vermissen ihren Vater.

Auch Damien hängt sehr an seiner Familie. Und doch hat er schon als Kind die Zeit lieber mit den Tieren seiner Familie als mit Freunden verbracht. „Ich denke, was man als Kind erlebt, wiederholt sich später“, stellt er rückblickend fest. Doch diese fünf Monate getrennt von seiner Familie verlangen auch von ihm eine Menge. Er ist allein verantwortlich für seine Tiere, muss mit der unweigerlichen Einsamkeit fertig werden.

Wenn die Tage kürzer werden und die Weidegründe leerer, wird es Zeit für den Schäfer, zurück zu seiner Familie zu kehren. Auch das ist für alle keine einfache Zeit. „Es ist auch schwierig, wenn wir wieder zusammen sind. Denn man muss lernen, wieder zusammenzuleben“, resümmiert Claire.

Nach monatelanger Trennung das Zusammenleben neu lernen

Der Film begleitet die fünfköpfige Familie und alle ihre Tiere durch ein Jahr. Die Kamera ist immer dabei, bei allen Höhen und Tiefen des manchmal fordernden Lebens. Doch sie weiß behutsam Abstand zu nehmen, wenn es die Situation erfordert. Und wenn man mit Damien auf seinem Hochplateau in die atemberaubende Weite der Schweizer Bergwelt schaut, kann man verstehen, warum jemand dieses Leben wählt und auch genießt.

Die Schäferfamilie: Dienstag, 6. August, 21.45 Uhr auf Arte. Bis zum 4. September in der Arte-Mediathek.