Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie zieht die frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, ein gemischtes Fazit. Es seien Lehren aus der Corona-Pandemie gezogen worden, wie etwa strukturelle Veränderungen im Gesundheitswesen, sagte die Medizinethikerin der linken Berliner Tageszeitung „nd“ (Dienstag). Buyx fügte hinzu: „Nur geheilt haben wir bislang, glaube ich, deutlich zu wenig.“
Die 47-Jährige betonte: „Wir sollten gemeinsam Wege finden, diese absolut irrsinnige, anstrengende, grässliche, angstbesetzte und verlustreiche Zeit ein Stück weit aktiv zu bearbeiten und zu bewältigen.“ Dass das bislang nicht gelungen sei, liege auch daran, dass zum Ende der Pandemie im Frühjahr 2022 Russland die Ukraine überfallen habe.
Die Aussage des damaligen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) in der Corona-Pandemie, „wir werden in ein paar Monaten einander wahrscheinlich viel verzeihen müssen“, halte sie für einen „der klügsten und hellsichtigsten Sätze“ damals. „Weil es eine ehrliche Aussage dazu war, dass man in so einer Jahrhundertkrise sehr schwere Entscheidungen zu treffen hat und man sich oft zwischen zwei oder mehreren Übeln entscheiden muss“, so die Medizinethikerin. Es gebe nicht einen einfachen und guten, „sondern nur den am wenigsten schlimmen Weg“.
Sie räumte ein, dass auch der Ethikrat, dem sie von 2020 bis 2024 vorsaß, Fehler gemacht habe: „Wir haben spät, aber immerhin als eines der ersten Beratungsgremien gesagt, dass wir unsere Aufmerksamkeit rückblickend zu wenig auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gerichtet haben.“