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Max-Weber-Stiftung will Forschung zu Russland vorantreiben

In und mit Russland arbeiten – beides ist für politische und zivilgesellschaftliche Akteure derzeit kaum möglich. Die Max-Weber-Stiftung will ihr Engagement dennoch stärken – mit Strukturen außerhalb Russlands.

Trotz oder gerade wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine will die Max-Weber-Stiftung ihr Engagement zu Russland ausbauen. “Zum einen bleibt die Infrastruktur des Deutschen Historischen Instituts (DHI) in Moskau mit zentralen Dienstleistungen erhalten”, teilte die Stiftung, die zu den maßgeblichen Trägern deutscher geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung im Ausland, gehört, am Dienstag in Bonn mit.

Zum anderen beschloss der Stiftungsrat die Gründung eines dezentral organisierten Netzwerks Osteuropa mit einem ersten Standort in Georgiens Hauptstadt Tiflis. Der Stiftungsrat berief die Osteuropa-Historikerin Sandra Dahlke zur Direktorin des Netzwerks sowie Andreas Hilger zu ihrem Stellvertreter und Leiter des Büros Georgien.

Nach Darstellung der Stiftung haben der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, die politischen Repressionen in Russland und Belarus sowie die massive Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit die Arbeitsmöglichkeiten für Osteuropawissenschaftler und -wissenschaftlerinnen stark eingeschränkt. Forschungsreisen nach Russland und Belarus seien derzeit nicht möglich, zahlreiche Beschäftigte des Deutschen Historischen Instituts Moskau müssten an anderen Standorten eingesetzt werden.

Darauf reagiert die Stiftung mit dem Aufbau eines Osteuropa-Netzwerks, das die Kapazitäten in der Region bündeln werde und auf Erweiterung angelegt sei. Neben Tiflis sollen auch das vom DHI Warschau aufgebaute Büro in Vilnius/Litauen sowie Infrastrukturen in Helsinki, wo besonders große Bibliotheksbestände außerhalb Russlands angesiedelt sind, und in der Ukraine zum Netzwerk gehören. “Wir freuen uns, damit in der Max Weber Stiftung eine Struktur geschaffen zu haben, die zur Erforschung der russischen beziehungsweise sowjetischen Geschichte an Standorten einlädt, an denen frei und unabhängig gearbeitet werden kann”, so Stiftungs-Präsidentin Ute Frevert.