Das katholische Institut der Maristenbrüder hat die Münchner Kanzlei „Westpfahl Spilker Wastl“ mit der Untersuchung und Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in der Geschichte des Ordens seit 1945 beauftragt. Man sei als „gänzlich unabhängiger Berichterstatter“ mit dieser Aufgabe betraut worden, teilte die Kanzlei am Dienstag in München mit. Die Rechtsanwälte bitten deshalb alle „Betroffenen und Zeitzeugen sexuellen Missbrauchs“ in den deutschen Niederlassungen und Einrichtungen des Ordens sich bei ihnen zu melden.
Die Informationen aller Betroffenen und Zeitzeugen würden absolut vertraulich behandelt und „ohne ausdrückliche Einwilligung“ nicht an die Maristen weitergegeben, hieß es. Die Aussagen der Betroffenen und der Zeitzeugen seien enorm wichtig, um die „Aufdeckung und Aufklärung von sexualisierter Gewalt und etwaiger Verantwortlichkeiten von Entscheidungsträgern“ voranzubringen. Aufgabe des Gutachtens sei neben der Aufdeckung der systemischen Defizite, die die Taten ermöglicht haben, auch Empfehlungen für einen besseren Schutz und mehr Prävention vorzulegen.
Die in Belgien gegründeten Maristenbrüder sind hierzulande seit Beginn des 20. Jahrhunderts an mehreren Standorten aktiv – schwerpunktmäßig im Ruhrgebiet mit dem Standort Recklinghausen sowie in Altbayern mit den Standorten Cham, Furth bei Landshut und Mindelheim im Unterallgäu. In Recklinghausen gibt es nach wie vor die Maristenschule (Realschule), in Cham die Marien-Realschule der Maristen, in Furth das Maristen-Gymnasium und den Hauptsitz der Brüder in Europa sowie in Mindelheim ein Jugendhaus, das Maristenkolleg und den Maristen-Freiwilligendienst.
Die Kanzlei „Westpfahl Spilker Wastl“ hat bereits zwei Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising erstellt sowie eines für das Erzbistum Köln. Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki hatte dies nicht veröffentlichen wollen und hatte stattdessen ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben. Zudem untersuchte die Münchner Kanzlei im Bistum Eichstätt dessen Finanzen – und stieß dabei auf Unregelmäßigkeiten bei Investitionen des Bistums bei US-Investitionen.
Die Brüdergemeinschaft der Maristen wurde 1817 von Marcellin Champagnat in Belgien gegründet. Die Maristen widmen sich seit ihrer Gründung vorrangig der Bildung Jugendlicher, deshalb gründeten sie in ganz Europa und auch darüber hinaus in der Auslandsmission zahlreiche Schulen. (0925/18.03.2025)