Bereits vor Jahrzehnten erregte Gottfried Helnwein mit “Schockbildern” Aufsehen. Nun variiert er für den Wiener Dom die christliche Tradition des Fastentuchs. Denn, so der renommierte Künstler, er sei “bis heute Katholik”.
Der Maler Gottfried Helnwein (75) sieht eine große Bedeutung der katholischen Kirche für die Kunst und Kultur des Abendlandes. Er sei unter anderem als Jesuitenschüler katholisch sozialisiert worden und empfinde mit zunehmendem Alter immer mehr Bewunderung für die kirchlich beauftragte Kunst, sagte er am Dienstag im Wiener Stephansdom. Diese sei – wie etwa die Fresken der Sixtinischen Kapelle – zu ihrer Entstehungszeit ähnlich umstritten gewesen wie auch manche seiner eigenen Werke, so der immer wieder mit Schockeffekten arbeitende Künstler.
Er teile die menschliche Sehnsucht nach einem Leben über den Tod hinaus und sei als katholisch Getaufter und Gefirmter wohl bis heute Katholik, sagte Helnwein. Am christlichen Glauben schätze er die Überzeugung, dass Gott selbst Leid und Sterben auf sich genommen und damit eine “totale Empathie” gegenüber dem von ihm geschaffenen Menschen gezeigt habe.
Der Wiener, der abwechselnd in Irland und Los Angeles lebt, äußerte sich bei der Präsentation eines von ihm geschaffenen dreiteiligen Kunstwerks, das von Aschermittwoch bis 7. Juni in der Kathedrale gezeigt werden soll. Der international bekannte Helnwein hatte bereits im Advent 2022 am Stephansdom ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt. Am Südturm hing damals ein großflächiges Plakat mit einem verletzten Mädchen mit Blutflecken.
Helnwein sagte weiter, anders als etwa Calvinisten oder Puritaner habe sich die katholische Kirche mutig für die Kunst geöffnet; etwa in der Barockzeit mit ihrer “Sinnesexplosion” seien menschliche Grundbefindlichkeiten wie Ekstase, Eros oder Tod künstlerisch überzeugend zum Ausdruck gebracht worden. Doch sei es ein Fehler, Kirche nur mit alter Kunst zu verbinden, betonte Helnwein. So komme dem Wiener Dompfarrer Toni Faber das Verdienst zu, immer wieder Kooperationen mit moderner Kunst anzuregen. “Ohne bildliche Darstellungen, Musik und Sinnlichkeit wäre der Glaube zu abstrakt und würde den Menschen nicht gerecht”, sagte Helnwein.
Die drei großen Triptychon-Darstellungen im Altarraum des Doms illustrieren die Themen Tod, Auferstehung und Aussendung des Heiligen Geistes als zentrale christliche Glaubensaussagen. Die Präsentation erfolge in drei Schritten: gemäß dem Kirchenjahr zur Fastenzeit, zu Ostern und zu Pfingsten. Helnwein betonte, er stelle seine Bilder “um Gottes Lohn” zur Verfügung.