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Maja Göpel: Wie Religionen zu einer guten Zukunft beitragen könnten

Konsum, Unverbindlichkeit, Multitasking: So geht das nicht weiter, meint Gesellschaftswissenschaftlerin Maja Göpel. Sie zeigt, was soziale Medien damit zu tun haben und wofür es Religionen braucht.

Gesellschaftswissenschaftlerin Maja Göpel über die Rolle der Religionen für eine bessere und wertorientierte Zukunft
Gesellschaftswissenschaftlerin Maja Göpel über die Rolle der Religionen für eine bessere und wertorientierte ZukunftIMAGO / photothek

Die Menschheit braucht nach Ansicht der Gesellschaftswissenschaftlerin Maja Göpel Entschleunigung und Werteorientierung. Der Mechanismus der Konsum- und Wachstumsorientierung sei zu hinterfragen, sagte sie dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de. Mit dem Multimediasender sprach sie über ihr neues Buch “Werte. Ein Kompass für die Zukunft”.

Laut Göpel gibt es unterschiedliche Ansätze, die nicht ernsthaft besprochen würden. Stattdessen werde diskutiert, dass alle noch mehr leisten und kaufen müssten, um aus der Krise herauszukommen. “Dass wir scheinbar alle immer Konsum wollen, ist natürlich vom Marketing inszeniert und wird durch Influencerinnen und Influencer angefeuert”, so die Wissenschaftlerin.

Innere Überzeugung schafft Kompass

Göpel sagte, viele Menschen seien auf der Suche nach sozialer Rückbindung. Kirchen, Sportvereine und andere Institutionen hätten aber immer weniger Zulauf – mit der Folge, dass die Vereinsamung stark zunehme. “Verlinkungsgeschichten” auf der “oberflächlichen Digitalebene” könnten nicht in der gleichen Tiefe wirken, wie das andere Formen von Erfahrungen könnten. Doch erst durch Werte-Rückbindung könne aus innerer Überzeugung die nötige Stabilität entstehen. Dafür brauche es ein Innehalten.

Nach den Worten der Wissenschaftlerin fehlen Religionen heute als verlässliche Wegweiser in grundlegenden Fragen der Lebenspraxis und der Haltung zur Welt. Sie ermuntert die Religionen, sich auf die Suche zu machen, warum ihre Attraktivität als gemeinschaftsstabilisierende Institution verloren gegangen sei. Göpel verwies auf eine sinkende Bereitschaft zu Verbindlichkeiten und Selbstverpflichtungen. Die Hektik des Multitaskings sei zu unterbrechen und durch Reduktion Resonanzräume zu schaffen. Wenn Religionen diese Reduktion ritualisierten und in den religiösen Gesamtkontext einbänden, könne daraus eine kontinuierliche Reise werden – “für mich und die Spezies der Menschen auf diesem Planeten”, so Göpel.