Der katholische Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Anzahl arbeitsfreier kirchlicher Feiertage verteidigt. „Natürlich ist es auch ein Gewinn für eine Gesellschaft, dass es Feiertage gibt, wo der Mensch mal nicht nach Nutzen und Zweck bewertet wird, sondern wo er einfach seine Zeit genießen kann“, sagte er in einem am Freitag ausgestrahlten Interview mit dem Radiosender RPR1. Für viele Menschen blieben es auch weiterhin Tage, an denen sie ihren Glauben feiern und Gemeinschaft erleben könnten. Diese Seite des Menschseins sei genauso wichtig wie gutes Arbeiten.
Kohlgraf räumte ein, dass die Kirche derzeit stark an gesellschaftlicher Bedeutung verliere. Dies liege auch daran, dass sie nicht die richtige Sprache finde, um ihre Botschaften zu verbreiten. Einfache Lösungen für die Probleme der Kirche gebe es nicht, etwas anderes zu behaupten wäre Populismus. „Das ist unsere Realität und ich halte es nicht für nur schlecht, dass sich kirchliche Positionen heute auch in dieser Gesellschaft begründen müssen“, sagte der Bischof. Er rief Christinnen und Christen dazu auf, mehr über ihren Glauben zu sprechen und sich dabei nicht hinter Worthülsen zu verstecken.
Wie sich Reformvorhaben in der katholischen Kirche auf den Mitgliederrückgang auswirken können, sei derzeit noch nicht abzuschätzen. „Es wird uns auch in tausend Jahren auch geben“, sagte Kohlgraf. „Da bin ich ziemlich gelassen.“