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Mai Thi Nguyen-Kim: “Man sollte Kinder nicht unterschätzen”

Seit 2016 werden ihre Youtube-Videos stark geklickt, spätestens 2020 wurde sie bekannt – mit Aufklärung über die Corona-Pandemie. Nun hat Mai Thi Nguyen-Kim Kindebücher geschrieben.

Mai Thi Nguyen-Kim ist durch ihre Erklärvideos auf Social Media bekannt
Mai Thi Nguyen-Kim ist durch ihre Erklärvideos auf Social Media bekanntImago / dts Nachrichtenagentur

Mai Thi Nguyen-Kim (36), Chemikerin und Bestseller-Autorin, leidet nach eigenen Worten unter Kindermusik. “Wenn die Kinder mitsingen, ist das natürlich süß, aber die Musik ist trotzdem sehr nervig”, sagte sie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Man merke, dass die Kinder nicht ernstgenommen würden, kritisierte sie. “Man sollte Kinder nicht unterschätzen.”

Sie selbst habe es als Herausforderung erlebt, Wissenschaft für Siebenjährige zu erklären, sagte die Autorin der Sachbuchreihe “BiBiBiber hat da mal ne Frage”. Gemeinsam mit Marie Meimberg beantwortet sie darin Kinderfragen. Dafür brauche es Emotionen und Humor. “Die Kinder müssen zwischendurch lachen können, dann bleiben sie dran und erleben auch Aha-Momente.” Ihr Ziel sei, dass ihre Bücher mit der ganzen Familie gelesen werden könnten und dass alle miteinander ins Gespräch kämen.

Nguyen-Kim: Zu Beginn der Corona-Pandemie war ich naiv

Sie frage sich stets, was abstrakte Informationen mit dem Menschen zu tun hätten. Wenn man eine Kinderfrage wie “Warum leuchten Sterne?” ernst nehme, könne man zu “faszinierenden und poetischen Antworten” kommen, so Nguyen-Kim: “Wie der, dass wir alle letztlich Sternenstaub sind. Dass wir mit allem in unserer Umwelt verbunden sind.”
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Zu Beginn der Corona-Pandemie sei sie naiv gewesen, sagte die Wissenschaftlerin rückblickend. In Youtube-Videos hatte sie seinerzeit Hintergründe zur Pandemie erklärt – und dafür mitunter hasserfüllte Reaktionen erhalten. “Ich dachte, wenn die Statistik so und so aussieht, werden sich auch alle entsprechend verhalten.” Sie habe jedoch gemerkt, “dass Fakten nicht immer ausreichen. Wenn man in die Grenzbereiche zwischen Naturwissenschaft und Gesellschaft schaut, geht es auch um andere Fragen: Was für Regeln brauchen wir, wie können die ausgehandelt werden?”

“Verschwörungstheorien kennen, um darauf reagieren zu können”

Sie konsumiere inzwischen keine sozialen Medien mehr, fügte Nguyen-Kim hinzu. “Es ist wichtig, die aktuellen Verschwörungstheorien zu kennen, um darauf reagieren zu können. Aber eine Zusammenfassung muss reichen, wenn ich auf meine psychische Gesundheit achten will.” Es sei sehr merkwürdig, in der Öffentlichkeit zu stehen: “Auch wenn es immer nur Liebe wäre und nicht Hass – das wäre auch nicht gesund.”