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LWL-Forscher rekonstruieren mittelalterliche Kirchendachziegel

Forscher des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe haben in einem Experiment das frühere Dachwerk der evangelischen Kirche im westfälischen Borgholzhausen anhand seltener mittelalterlicher Ziegelsteinfunde rekonstruiert. Die in der Kirche entdeckten Dachziegel aus dem 14. Jahrhundert stellten aufgrund der Form einiger Fragmente einen außergewöhnlichen Fund dar, erklärte der Landschaftsverband LWL am Mittwoch. Das Projekt wird in der Ausstellung „Baugeschichte(n) – Aus der Arbeit der westfälischen Bauforschung“ vorgestellt, die vom 2. bis 24. September im LWL-Landeshaus in Münster zu sehen ist.

Die Kirche in Borgholzhausen im Kreis Gütersloh wurde im Jahr 1196 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Um 1340/50 erfolgt der Bau der heutigen Kirche, Ende des 15. Jahrhunderts wurde ein Chorraum angebaut. In den Jahren 1955/56 folgte eine erste Sanierung des Kircheninnenraums. Die neueren Arbeiten am Dachstuhl von Glockenturm und Kirche werden seit Sommer 2023 von einem Team der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen begleitet. Aufgrund von Holzproben konnte demnach das Chordach um 1336 datiert werden. Zudem stellten die Forscher insgesamt 20 Eimer mit Ziegelfragmenten sicher.

„Es ist damit der bisher größte mittelalterliche Ziegelfund in einem westfälischen Bauwerk“, erklärte Michael Huyer, Referatsleiter der Bauforschung der LWL-Denkmalpflege. Die Reste gehörten zu einer sogenannten Mönch-Nonne-Deckung, bei der unterschiedlich geformte Rinn- und Deckziegel übereinandergelegt werden. Ähnliche wissenschaftliche Entdeckungen sind laut Huyer bisher nur aus dem niedersächsischen Uelzen bekannt. „Der Fund ist ein großer Glückfall für uns“, sagte der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Borgholzhausen, Christian Eckey.