Sozial- und Fachverbände haben zurückhaltend auf den Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD in Hessen reagiert. Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen begrüßte am Montag in Frankfurt am Main zwar das Vorhaben der Koalitionäre, den Ausbau von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) zu fördern. Nun müsse aber das Recht von Kommunen zur Übernahme von MVZ gestärkt werden. Diese Einrichtungen dürften nicht weiter zu Renditeobjekten von Investoren werden.
VdK-Landesvorsitzender Paul Weimann sagte, für solche Übernahmen müssten die Kommunen finanziell gestärkt werden. „Dasselbe gilt auch für kleine Krankenhäuser vor Ort“, sagte Weimann. Der VdK lobte auch den im Koalitionsvertrag angekündigten Ausbau von Pflegestützpunkten zu Pflegekompetenzzentren, wies aber zugleich darauf hin, dass es an entsprechenden Angeboten vielerorts noch fehle.
Das Deutsche Kinderhilfswerk sah in dem Koalitionsvertrag bezüglich der Kinderrechte „Licht und Schatten“. Die geplante Erhöhung der Beteiligung Jugendlicher auf kommunaler Ebene sei ein guter Ansatzpunkt, der ressortübergreifende Aktionsplan mit Schwerpunkt auf Bekämpfung der Kinderarmut sei dringend notwendig, hieß es vonseiten des Kinderhilfswerks. Hingegen sei die angedachte Absenkung der Kinder- und Jugendhilfestandards für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge problematisch.
Der Kita-Fachkräfte-Verband Hessen kritisierte das Vorhaben, die Beitragsfreiheit in der Kinderbetreuung von derzeit sechs Stunden täglich zu erhöhen. Dies benötige Personal, das derzeit nicht zur Verfügung stehe, bemängelte der Verband. Er begrüßte hingegen die Absicht, einen Studiengang für das Lehramt für berufliche Schulen mit dem Fach Sozialpädagogik einzurichten, und die Abschaffung des Schulgelds für angehende Erzieherinnen und Erzieher. Es fehle in dem Koalitionsvertrag jedoch eine Aussage über eine auskömmliche Finanzierung für jene, die diesen Beruf ergreifen wollen.
Am Montag hatten in ihrer Funktion als jeweilige Landesvorsitzende die hessische Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) in Wiesbaden den Koalitionsvertrag ihrer beiden Parteien unterzeichnet. Der Koalitionsvertrag umfasst 184 Seiten und trägt das Motto „Eine für alle“. Es ist die erste rot-schwarze-Koalition auf Landesebene in Hessen.