Am Dienstagabend hat sich das Kuratorium der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz für sie entschieden, am Mittwochvormittag ist sie schon in Saarbrücken: Die Kunsthistorikerin Lisa Felicitas Mattheis wird zum 1. Mai 2025 neue kunst- und kulturwissenschaftliche Stiftungsvorständin. „Die Stelle hat mich einfach überzeugt“, sagte sie. Ein großes Anliegen sei ihr die Kunstvermittlung, aber auch die Vernetzung anderer Häuser innerhalb und außerhalb der Stiftung. Gemeinsam mit dem Verwaltungsvorstand Philipp Schneider wird Mattheis sie künftig leiten. Sie folgt auf Andrea Jahn, deren Vertrag Ende April 2024 vorzeitig und einvernehmlich aufgelöst wurde.
Zurzeit ist Mattheis wissenschaftliche Direktorin und Vorständin der Kunsthalle Emden. Die Kunsthalle wurde 1986 von dem gebürtigen Emder und Gründer des Magazins „Stern“, Henri Nannen (1913-1996), gestiftet. Ein Sammlungsschwerpunkt liegt in Arbeiten der Neuen Sachlichkeit und des deutschen Expressionismus. Dort habe sie kleine programmatische Schärfungen vorgenommen und das Haus neu ausgerichtet, erläuterte Mattheis. Mit der sogenannten Familiengalerie habe sie dort einen speziellen Raum für Kinder geschaffen, in dem etwa die Bilder niedriger hängen und die Texte einfacher sind. „Vermittlungsarbeit ist mir immer schon ein großes Anliegen“, unterstrich die Kunsthistorikerin.
Zurzeit stehe die Museumslandschaft aufgrund des demografischen Wandels und neuer Bevölkerungsgruppen vor „einem großen Umbruch“, betonte Mattheis. „Wir müssen uns alle die Frage stellen: Wie geht es weiter?“ Es gehe etwa darum, wie die Geschichten einzelner Objekte erzählt werden könnten, um zeitaktuelle Fragen aufzugreifen. Mit Blick auf ihre neue Tätigkeit wolle sie die thematische Vernetzung und Ausstrahlung nach außen voranbringen. Zur Stiftung Saarländischer Kulturbesitz gehören in Saarbrücken die Moderne Galerie und die Alte Sammlung des Saarlandmuseums sowie das Museum für Vor- und Frühgeschichte, die Römische Villa Nennig in Perl-Nennig und das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen.
Die Stiftung vertrete das kulturelle Erbe des Saarlandes, sie sei das kulturelle Gedächtnis, betonte die in Kaiserslautern geborene Kunsthistorikerin. Auch die Zusammenarbeit in der Großregion, zu der neben dem Saarland Lothringen, Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Teile Belgiens gehören, müsse gestärkt und ausgebaut werden.
Mattheis hat Kunstgeschichte, Medienwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre in Trier und Madrid studiert. Sie war zunächst an der Kunsthalle Mannheim im kuratorischen Bereich und im Medienbereich tätig. 2016 wechselte sie als wissenschaftliche Volontärin ins Sprengel Museum Hannover. Seit 2018 ist sie an der Kunsthalle Emden tätig, zuletzt als wissenschaftliche Direktorin und Vorständin.
Die saarländische Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) bezeichnete Mattheis als „eine versierte Museumsmacherin, die neben dem klassischen museumswissenschaftlich-kuratorischen Repertoire viel Erfahrung und Fachkenntnis im Marketing mitbringt“. Sie habe sich gegen 13 andere Bewerbungen durchgesetzt. Mit ihrer „engagierten teamorientierten Art“ werde sie die verschiedenen Institutionen der Stiftung weiterentwickeln sowie sie „thematisch enger vernetzen und damit sichtbarer machen“.