Leonardo Ulrich Steiner (74) ist seit 2019 Erzbischof von Manaus. Als wichtiger Kirchenmann im Amazonasgebiet vertritt er ein zentrales Anliegen des Franziskus-Pontifikats, zu dem der verstorbene Papst 2019 eine eigene Sondersynode einberief. Besonders gefordert war die Kirche der Region während der Corona-Pandemie, als zeitweise allein in Manaus täglich 500 Menschen starben.
Steiner, das 13. von 16 Kindern einer Einwandererfamilie aus Deutschland, trat 1972 dem Franziskanerorden bei und wurde 1978 zum Priester geweiht. Sein Cousin, Sao Paulos Kardinal Paulo Evaristo Arns (1921-2016), spendete ihm 2005 die Bischofsweihe. Später folgten Stationen als Bischof von Sao Felix im Mato Grosso sowie als Weihbischof in Brasilia.
Zurückhaltung ist nicht unbedingt seines. Während Kirchenvertreter offiziell nur ungern zu kontroversen Themen Stellung nehmen, spricht Kardinal Steiner aus Brasilien offen – für ein Frauendiakonat und für verheiratete Priester.
Viele Frauen dort seien heute schon Diakoninnen, sagt Steiner über sein Erzbistum im Amazonasgebiet. Zwar sei dies nicht offiziell; aber es gebe schlicht keine andere Bezeichnung für ihre Rolle, so der Erzbischof von Manaus. Bewundernswert und lobenswert findet der Erzbischof mit deutschen Wurzeln, was diese Frauen leisteten. Viele führten Gemeinden an, verbreiteten das Wort Gottes, seien in der Seelsorge aktiv und machten die Kirche zu dem, was sie ist. Ähnlich offen wie für ein Weiheamt für Frauen zeigt sich Steiner bei der Priesterweihe für verheiratete Männer – unter bestimmten Umständen.
Der Ordensmann, der zuletzt auch Mitglied in der Vatikanbehörde für die kirchlichen Orden wurde, steht mithin für tiefgreifende kirchendisziplinarische Reformen. Ob er damit im Konklave mehrheitsfähig ist, muss sich weisen.