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Leipziger Anatomie will Schädelsammlung auflösen

Die Universität Leipzig hat 19 Totenschädel aus einer anthropologischen Sammlung in die USA zurückgegeben. Die Herkunft wurde im Rahmen einer Provenienzforschung am Institut für Anatomie festgestellt. Wie die Universität am Freitag in Leipzig mitteilte, seien die menschlichen Überreste am 31. Mai im US-amerikanischen New Orleans mit einer feierlichen Zeremonie beigesetzt worden. Sie stammten von afroamerikanischen Individuen.

In Leipzig gehörten sie zur Sammlung von Emil Ludwig Schmidt (1837-1906). Der Anthropologe und Ethnologe hatte vor mehr als 150 Jahren ein umfangreiches Archiv für rassistisch motivierte Forschung angelegt. Seine Sammlung umfasste rund 1.200 Schädel.

Die jetzt zurückgegebenen Schädel habe er in den 1880er Jahren von einem Arzt aus New Orleans erhalten, hieß es. Das langfristige Ziel der Provenienzforschung der Universität Leipzig sei es, die anthropologische Sammlung vollständig aufzulösen. Die menschlichen Überreste sollen in die verschiedenen Herkunftsländer zurückgeführt werden.

Die Überführungen von „human remains“, sogenannte Repatriierungen, seien allerdings sehr aufwendige und komplexe Prozesse. Der stellvertretende Direktor des Leipziger anatomischen Instituts, Martin Gericke, erklärte, die Arbeit an der jetzt erfolgten Rückgabe habe fast zwei Jahre gedauert – vom ersten Kontakt bis zur Überführung in die USA. Das Leipziger Forschungsprojekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste für zwei Jahre gefördert.