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Leib und Seele Gutes tun

Kloster Dalheim beherbergt nicht nur ein ausgezeichnetes Museum für Klosterkultur. Es ist auch eine kulinarische Entdeckungsreise wert – besonders zum Klostermarkt

Klöster sind von jeher Orte der inneren Einkehr und Pflegestation für ausgebrannte und verletzte Seelen. Sie sind aber auch Plätze, an denen für den Leib gesorgt wird – Askese hin oder her.
Wer sich mit eigenen Augen und eigenem Gaumen davon überzeugen will, sollte einmal Schwester Doris am Zapfhahn erleben und die leckeren Nussecken von Bruder Werner kosten. Gelegenheit dazu ist wieder vom 29. bis 30. August (Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr) auf Europas größtem Klostermarkt, zu dem das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in das Kloster Dalheim in Lichtenau (Kreis Paderborn) einlädt.
Zum 14. Mal bieten Brüder und Schwestern aus rund 40 Stiften, Abteien und Klöstern ihre Waren auf dem weitläufigen Gelände des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts – heute Stiftung Kloster Dalheim – an. Die Ordensleute kommen aus Weißrussland, Tschechien, Österreich und dem gesamten Bundesgebiet.
Ob handgebrautes Bier der Schwestern im bayerischen Mallersdorf, afrikanische Keramik von den Missionsschwestern aus Neuenbeken, Produkte aus fairem Handel der Abtei Münsterschwarzach, die Ordensleute sind um achtsame Herstellung, gute Qualität, Reinheit und Naturnähe bemüht.
Von Beginn an dabei sind die koptisch-orthodoxen Mönche aus dem Kloster Brenkhausen. Mit ihren kulinarischen Spezialitäten wie dem aus Kirchererbsen zubereiteten Falafel sowie Schmuck und Textilien aus ihrem Heimatland bringen sie ägyptisches Flair in das Marktgeschehen.
Doch nicht nur zum Klostermarkt ist das Museum für Klosterkultur mit seinem imposanten Gebäude-Ensemble einen Ausflug wert. Am Sonntag, 16. August, zum Beispiel, findet ab 11 Uhr das Krautbundfest statt, bei dem sich einen Tag lang im Kräutergarten, Klosterwirthaus und andernorts alles um Kräuter dreht. Sie spielen in der klösterlichen Tradition nicht erst seit Hildegard von Bingen eine bedeutende Rolle als Heilpflanzen und Geschmacksbereicherung von Speisen.
Wer dabei durch die Klostergärten spaziert, mag sich für einen Moment bewusst machen: Einst erholten sich hier die Dalheimer Chorherren. Von hier bekamen sie manches Leckere auf ihre Teller. Heute bezaubern die Klostergärten wieder mit farbiger Vielfalt und zeigen, welche Pflanzen von jeher in Klostergärten kultiviert wurden.
Auch das Klosterwirtshaus (dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung) knüpft an eine lange Tradition an. Zu den Zeiten seiner größten Blüte war das Kloster Dalheim berühmt für seine gute Küche.
Und wer gerne etwas für die eigene Küche mitnehmen möchte, wird im Klosterladen fündig (Öffnungszeiten wie Museum). Ob Käse, Wein, Kosmetik oder Kunsthandwerk: Eine große Auswahl dessen, was in europäischen Klosterküchen, -kellern und -werkstätten an Originellem entsteht, findet sich hier. Wie wäre es mit Hildegards diversen Entspannungstees, Tun-gut-Tropfen, aber auch Gewürzen und Dinkelprodukten aus biologischem Anbau nach Rezepten der Hildegard von Bingen. Und für zwischendurch die „Hol dir Schwung!-Kekse“ oder „Gute Laune-Kräcker mit Mohn“.
Wem beim Rundgang jedoch Zweifel kommen, ob das mit dem Genießen nicht doch ein heimtückisches Einfallstor der „Völlerei“ sein könnte, dem sei noch bis zum 1. November die Sonderausstellung „Die 7 Todsünden“ im Dalheimer Klostermuseum empfohlen. Sie geht mit eindrucksstarken Exponaten und Texten dem Ursprung, der Wirkung und Faszination der christlich geprägten Lasterlehre auf den Grund – zu denen bekanntlich eben auch die Völlerei gezählt wird.

Die UK-Sommerserie mit Aus­flugs­tipps in Westfalen und Lippe steht diesmal unter dem Leitmotiv Genießen. Die dritte Folge führt in das Warburger Land, genauer nach Lichtenau, wo das Kloster Dalheim in den spirituellen Reichtum der Klosterkultur einführt. Es geht hier jedoch auch um gutes Essen und Trinken. Wohltat für Leib und Seele.

Anreise: Am Kloster 9, 33165 Lichtenau-Dalheim. Auto: Über A44: Abfahrt Lichtenau (Westfalen), Richtung Lichtenau, vier Kilometer bis Dalheim. Über A33: Abfahrt Wünnenberg/Haaren, Richtung Kassel, weiter über A44. Bus: Ab Paderborn Hbf. mit dem Bahnbus L482 (Fahrtzeit circa 1 Stunde).
Öffnungszeiten des LWL-Landesmuseums für Klosterkultur: dienstags bis sonntags von 10-18 Uhr. Eintritt Erwachsene 6 Euro, Kinder 6 bis 17 Jahre 2,20 Euro. Sonderausstellung extra.
Kontakt: Telefon: (0 52 92) 93 19-0, E-Mail: kloster-dalheim@lwl.org; Internet: www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org.