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Leben statt Profit

Am Freitag, 25. März, findet der zehnte Klimastreik statt.

Im gesamten Bundesgebiet und weltweit in zahl­reichen ­Staaten fordert „Fridays for Future“ Regierungen dazu auf, die Erderhitzung durch rasche Emissionsreduktion zu ­begrenzen. Profite dürfen nicht länger über das Leben und die Bedürfnisse von Menschen gestellt werden 

Von Nasrin Büttner

Gerade wurden sehr ungewöhnliche Temperaturen von den Polen der Erde ­gemeldet. In der Antarktis sind circa 40 Grad über dem normalen ­Niveau gemessen worden. Es scheint fast, als würde der nächste Dominostein in der Kette der Klimaveränderungen kippen. Offenbar unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, weil andere schreckliche Ereignisse die Nachrichten dominieren. Das möchte ich nicht ­hinnehmen – und der globale ­Klimastreiktag am 25. März ist eine Möglichkeit dafür. Der Beitrag für Klimaschutz, den meine Familie seit vielen Jahren privat leistet, reicht einfach nicht aus. Es braucht viel mehr Menschen und schnelleres Tempo für Klimagerechtigkeit ­sowie das Verständnis, dass das Weglassen von überflüssigem ­Konsum keinen Verzicht bedeutet, sondern Gewinn. 

Große Teile meiner Jugend verbrachte ich auf Demonstrationen und Ostermärschen. Für Frieden und Abrüstung, für Gerechtigkeit und Toleranz, gegen Rechtsextremismus. Dafür auf die Straße zu ­gehen und zu zeigen, wofür man einsteht, war mir immer wichtig. Bis „Fridays for Future“ vor über drei Jahren die großen Klimademonstrationen startete, war die letzte große Demo, auf der ich als junge Frau im Februar 2003 mein damals 3 Monate altes Baby im Kinder­wagen schob, die Berliner Groß­demonstration gegen den drohenden Irakkrieg. Mit dabei hatte ich eine große bunte Friedensfahne, ­eigens in ­dieser Zeit aufgrund der Friedensbedrohung angeschafft. 

Die habe ich jetzt – 19 Jahre später – wieder aus der Schublade geholt und sie ­meinem nun erwachsenen Sohn gegeben. Er trug sie mit seiner Freundin auf der ersten großen Ukraine-Friedensdemo in Berlin. Trotz der bedrückenden Lage war es ein gutes Gefühl, mit Millionen Menschen weltweit zu zeigen: Wir wollen Frieden in der Ukraine und überall. Mein Sohn war beeindruckt von der Masse friedliebender ­Menschen und kommentierte: „Ich wünschte, es würden genauso viele Leute für’s Klima auf die Straße ­gehen.“

Seit Jahrzehnten zerstören wir in immer schnellerem Tempo unseren Planeten – die einzige Lebensgrundlage, die wir haben. Wir brauchen endlich tiefgreifende politische Lösungen und Investitionen in eine nachhaltige Zukunft für unsere Kinder, statt in eine militärische Aufrüstung und den künstlichen Erhalt von Konzernen, deren fossiles Geschäftsmodell nicht zeitgemäß ist. Der klimagerechte Umbau ­unserer Gesellschaft muss in allen Lebensbereichen gefördert werden: vom Wohnen, über Bildung, Arbeit und Ernährung hin zu Mobilität und so weiter. 

Der erst im Februar neu erschienene Bericht des Weltklimarates bestätigt erneut, wie nah wir bereits an Kipppunkten sind, wie wenig Zeit wir als Menschheit ­haben, um die Schöpfung noch in akzeptablem Zustand zu erhalten. Politik ändert sich nicht einfach, weil wissenschaftliche Erkenntnisse es verlangen. Sie ändert sich meist nur, wenn beispielsweise Extrem­ereignisse dies erzwingen, wie das Ozonloch, Fukushima oder jetzt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Politik ändert sich aber auch, wenn Menschen sich lange genug für bestimmte gesellschaft­liche Veränderungen einsetzen. Und gerade wir Christ:innen sollten die Gegenkraft zur Ungerechtigkeit sein. 

So viele Menschen weltweit ­tragen die Sehnsucht nach einem System, das die Menschenwürde achtet und Mutter Erde, die Natur nicht weiter zerstört, in sich. Diese Sehnsucht, die in fast allen von uns schlummert, sollte jetzt jede:r zum Leben erwecken. In Gemeinschaft mit anderen kann sie groß werden – aus Sehnsucht entstehen Hoffnung und Kraft. Kraft, die wir für den Wandel brauchen, hin zu einer friedlichen und gerechten Welt­gemeinschaft, in der die Menschenrechte und die Würde von Gottes gesamter Mitschöpfung geachtet werden – im Globalen Süden genauso wie im Norden.

Im Bereich der EKBO gibt es unter anderem Aktionen in folgenden Städten:

Neuruppin (14 Uhr Fahrraddemo), ­Oranienburg (15.30 Uhr Bahnhof Fahrraddemo), Brandenburg/Havel (16 Uhr Kundgebung Neustädtischer Markt), Falkensee (16 Uhr Fahrraddemo, An der ­Alten Stadthalle), Senftenberg (13 Uhr Dr.-Otto-Rindt-Schule), Strausberg (9 Uhr  Kundgebung/Laufdemo Bahnhofsvorplatz), Potsdam (14 Uhr ­Alter Markt), Beeskow (14 Uhr Markt), Berlin (12 Uhr Invalidenpark zwischen Wirtschafts- und Klimaschutzministerium sowie Verkehrsministerium, Demonstration durch das Regierungsviertel zum Brandenburger Tor), Eberswalde (13.32 Uhr Bahnhofsvorplatz), Frankfurt (Oder) (15 Uhr Altes Theater), Cottbus (15 Uhr Schillerpark)

Mehr unter www.klima-streik.org

Nasrin Büttner ­engagiert sich bei „Parents for Future“ Oberhavel und bei „Christians for Future“ Brandenburg. Sie ist Mitarbeiterin bei Brot für die Welt.