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KZ-Überlebende zu Antisemitismus: Aus dem Holocaust nichts gelernt

Sind die Holocaust-Erinnerungen verpufft? Eine KZ-Überlebende sieht sich mit der Wiederkehr alter Vorurteile konfrontiert. Ihre bittere Erkenntnis: Selbst die dunkelste Geschichte hält die Welt nicht vom Hass ab.

Die KZ-Überlebende Michaela Vidlakova ist sehr besorgt beim Blick auf den Antisemitismus in der Welt. “Am meisten tut mir weh zu sehen, dass nicht einmal der Holocaust den Menschen gezeigt hat, dass wir Juden Menschen sind wie jeder andere auch”, sagte die 88-jährige im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Theresienstadt am 8. Mai.

Derzeit nähmen judenfeindliche Straftaten in vielen Ländern der Welt zu, fügte Vidlakova hinzu: “Dabei haben Juden und Jüdinnen so viel zur Gesellschaft beigetragen. Wer hat die Blue Jeans erfunden? Ein Jude namens Levi Strauß. Wer hat den Kugelschreiber erfunden? Ein Jude namens Laszlo Biro.”

Vidlakova wurde 1936 in Prag in einer jüdischen Familie geboren und 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt gebracht, woran sie sich bis heute sehr genau erinnert: “Ich freute mich darauf, mit dem Zug zu fahren. Für mich hatte das etwas sehr Abenteuerliches. Ganz anders empfanden das natürlich meine Eltern.”

Durch viel Glück und Zufall überlebte sie das Lager und wurde nicht in ein Vernichtungslager deportiert. Ihre Großmutter wurde in Auschwitz ermordet, so Vidlakova weiter: “Natürlich tut es mir weh, wenn ich erzähle, wie meine Oma wohl den Weg zur Gaskammer ging. Aber ich rede weiter, weil es meine Pflicht ist.”