In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 26. Dezember, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
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Ein iranischer Jurist wird zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran berufen, was auch das Unterschreiben von Todesurteilen beinhaltet. Während der blutigen Proteste gegen den Tod der Jugendlichen Jina Mahsa Amini im September 2022 kommt es jedoch auch innerhalb der Familie zu Spannungen. Als die Waffe des Richters verschwindet, glaubt er, dass eine seine Töchter dahintersteckt, und beginnt seine Angehörigen zu terrorisieren. Ein zuerst im gemächlichen Tempo sorgsam erzähltes Familiendrama, das sich zusehends zum Paranoia-Thriller wandelt, der in ein intensives Finale mündet. Indem der Film sich von den Kompromissen des iranischen Autorenkinos entfernt und immer wieder Handyaufnahmen von den Protesten aufgreift, klagt er nicht nur das Regime an, sondern distanziert sich zugleich von der bislang vorherrschenden Filmästhetik. Das Drama wurde als deutscher Beitrag für die Kategorie “Bester Internationaler Film” eingereicht und steht auf der Shortlist für die Oscars. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623028/die-saat-des-heiligen-feigenbaums
Ein erfolgreicher Dirigent erkrankt an Leukämie und erfährt bei der Suche nach einem Knochenmarkspender, dass er adoptiert wurde und in einem nordfranzösischen Ort einen Bruder hat. Zuerst scheinen er und der vom Leben nicht beschenkte Hilfsarbeiter wenig Berührungspunkte zu haben. Doch dann finden sie eine gemeinsame Basis in der Musik, da der jüngere Bruder als Posaunist in einer Blaskapelle spielt. Vor einem lokalen Wettbewerb kommt die Hilfe des Dirigenten gerade recht. Eine Mischung aus anrührendem Geschwisterdrama und Komödie vor realistischem sozialem Hintergrund, in der mit viel Emphase die zusammenführende Kraft der Musik beschworen wird. Neben den ausgezeichneten Schauspielern besticht auch die mitfühlende Zeichnung einer marginalisierten Region. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622819/die-leisen-und-die-grossen-tone
Zwei mormonische Missionarinnen klopfen an der Tür eines finsteren Privatgelehrten (Hugh Grant) und müssen in dessen entlegenem Haus zuerst ihren Glauben und dann sich selbst verteidigen. Der Weg aus dem labyrinthischen Anwesen entwickelt sich dabei zum perfiden Versteckspiel, bei dem sich die zwei Schwestern nicht allein auf ihren Glauben verlassen können. Ein Horrorfilm um Macht und Kontrolle, der selbst aber nie die menschliche Unberechenbarkeit aufbietet, die er narrativ einfordert. Interessant ist der Film vor allem durch die schwungvoll gespielte und ungemein gegenwärtige Schurkenfigur. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623699/heretic
Eine Polizistin und ihr Kollege sind einen Tag vor Silvester in Heilbronn hinter einer Liste mit den Namen von V-Leute her, die nicht in falsche Hände geraten darf. Doch auch eine Diebin und ein Serienkiller haben es auf die brisanten Daten abgesehen. Der mit viel Erotik aufgeladene Thriller spielt lustvoll mit Genre-Konventionen und -Klischees, nimmt dabei aber sowohl die Dialekte wie auch das sexuelle Begehren zwischen den beiden Frauen ernst. Ein ohne Filmförderung entstandener Debütfilm, der sich auf die Kunst der Verführung versteht und sympathisch, aber auch etwas weitschweifig von einem Katz- und Maus-Spiel aus der Provinz erzählt. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623700/raub-ihren-atem
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch